Überarbeitete Niederschrift und Kommentare © Eric M. Jones
Redaktion und Edition Ken Glover
Übersetzung © Thomas Schwagmeier u. a.
Alle Rechte vorbehalten
Bildnachweise im Bilderverzeichnis
Filmnachweise im Filmverzeichnis
MP3‑Audiodateien: David Shaffer
Letzte Änderung: 04. Juni 2024
Station 2 liegt bei den Koordinaten BC,5/68,8 und damit nah an der geplanten Stelle. Schon bei Station 1 am Ostrand von Krater Elbow ermöglichten die Daten des Fahrzeugnavigationssystems, dass man in Houston die Position der Landefähre genauer bestimmen konnte.
Audiodatei (, MP3-Format, 1,8 MB) Beginnt bei .
Scott: Okay, los geht’s, wir fahren wieder. Okay, dann testen wir mal, ob uns das NAVNAVNavigation System (LRV)-System nach Hause bringt. Oh, was für ein großer junger Krater dort am Rand! (nicht zu verstehen) die Stereo-Panoramabildserie, wir sind also oberhalb …
Irwin: Wir müssen … Besser du fährst den Hang nicht so steil nach unten.
Scott: Will ich auch nicht. Ich fahre langsam. Hier verringere ich etwas.
Irwin: Ja.
Scott: Schön vorsichtig. (Pause) Scheint, als ob es (das Navigationssystem) uns denselben Weg zurückführt, den wir gekommen sind, oder?
Irwin: Ja, ist die kürzeste Strecke. Wir müssen rechts um (Krater) Elbow herum.
Die Westseite von Krater Elbow berührt den Rand der Rille. Wenn sie also nicht in die Rille oder den Krater hineinfahren wollen, müssen Dave und Jim den Krater an seiner Ostseite umfahren.
Scott: Ah, ja. Ich wollte vorschlagen, dass wir links vorbeifahren, aber die Idee ist vielleicht nicht so gut.
Irwin: Das lassen wir lieber, Dave.
Scott: (lacht) Obwohl man an der Stelle hier gut in die Rille hineinfahren könnte, stimmt’s?
Irwin: Siehst du, wo es dort wieder auftaucht?
Allen: Verstanden, Dave und Jim. …
Scott: … nach unten in die Rille, Joe. (Nicht zu verstehen, weil Joe spricht.) möchten gern …
Allen: … Wir würden es begrüßen, wenn ihr darauf verzichtet.
Scott: (lacht) Okay. Aber falls irgendjemand noch einmal herkommt und in die Rille hineinfahren will, Joe, schickt ihn vorher zu uns, um das zu besprechen. Denn hier ist eine gute Stelle dafür.
Allen: Verstanden. Wir werden es empfehlen. (Pause)
Fotos aus dem Orbit zeigen, dass eine große Menge Schutt von Krater St. George den südlichen Hang der Rille westlich des Knicks bei Krater Elbow bedeckt. Gut zu erkennen auf AS15-87-11720.
Scott:Genau zwischen Station 2 und Krater Elbow gab es eine schöne Stelle, wo der Abhang in die Rille ein wenig flacher gewesen ist. Ich würde sagen, das Gefälle dort war ungefähr 5 Grad geringer als überall sonst. Eine sehr sanfte, V-förmige Senke oder Neigung nach unten in die Rille. Für mich sah es aus wie eine Rutschung, die den Graben in dem Bereich etwas aufgefüllt hat. Ich war mir ziemlich sicher, wenn wir links abgebogen wären, hätten wir dort leicht in die Rille hinein- und auch wieder herausfahren können.
Irwin:Sehr leicht. Der Hang war nur geringfügig steiler (als der Teil des Hangs von Hadley Delta, an dem sie im Augenblick bergab fahren).
Jones: Soviel ich weiß, ist es ein relativ ebener Hang, bedeckt mit abgerutschtem Schutt vom Berg und Auswurfmaterial von Krater St. George. Aber immer noch steil genug, dass man lieber Serpentinen fährt, anstatt den direkten Weg nach unten zu nehmen.
Scott: Ich weiß nicht. Das Fahrzeug war für Neigungen bis 24 Grad gebaut und die Hänge in der Rille lagen bei 22 bis 25 Grad.
Jones: Sie meinen die Hänge der Rille an sich. Durch den zusätzlichen Talus unterhalb von St. George wäre die Stelle sogar noch flacher.
Laut Abbildung 5-2 im Vorläufigen wissenschaftlichen Bericht zu Apollo 15 (Apollo 15 Preliminary Science Report) beträgt die Hangneigung in der Rille im Bereich des Abschnitts E – E' rund 21 Grad. Auf einer Strecke von 800 Metern geht es 300 Meter nach unten.
Scott: Vor unserem Flug sprachen wir darüber, in die Rille hineinzufahren – wenn auch vielleicht nicht ganz im Ernst. Das entscheidende Argument war: Die Hänge in der Rille sind steiler, als das Fahrzeug bewältigen kann. Aus technischer Sicht lautete die Antwort also: Nein. Aber es wäre bestimmt interessant gewesen. Jedoch hätte man sich zu dem Zeitpunkt wohl kaum auf so einen Versuch eingelassen.
Jones: Die Jungs von Apollo 16 und Apollo 17 sind öfter seitlich einen Berg hochgefahren. Das war ohne Schwierigkeiten möglich. Und Sie machten es während EVA-2EVAExtravehicular Activity genauso. Also konnte man steilere Hänge auf die Art schaffen.
Scott: Durchaus. Wenn wir bergauf gefahren sind, haben wir die Steigung kaum bemerkt.
Jones: Fahren Sie hier seitlich zum Hang oder mehr direkt?
Scott (denkt kurz nach): Wir fahren seitlich zum Hang, vielleicht 6 oder 7 Grad. Irgendwann vorhin machte Jim einige Angaben für das Navigationssystem und sprach von 8 Grad Querneigung (). Das muss dann in etwa dem Gefälle hier entsprechen. Wenn man darüber nachdenkt, ist es schon ganz ordentlich. Welche Steigung schafft ein gewöhnliches Auto? Ungefähr 6 Grad? Wir standen also an einem relativ steilen Abhang.
Jones: Diese Hangneigung war für das LRVLRVLunar Roving Vehicle kein Problem, ebenso wie die steileren Hänge bei Apollo 16 und Apollo 17. Als Gene und Jack den Hole-in-the-Wall-Pass zum Fuß des Süd-Massiv hochfuhren, sind es etwa 15 Grad gewesen. Es war ein wirklich leistungsfähiges Fahrzeug.
Die folgenden Absätze stammen aus dem Gespräch, das ich mit Jim Irwin führte.
Jones: Bemerkten Sie einen Unterschied, wenn Sie beim Fahren hangaufwärts oder hangabwärts gesessen haben? Jack fand es unangenehm, hangabwärts zu sitzen.
Irwin: Eigentlich nicht. Nur wenn sich das Fahrzeug stark zur Seite neigte, würde ich sagen. Ist es das, was Jack beunruhigte?
Jones: Möglich. Die beiden fuhren einige sehr steile Hänge nach oben, wie den zu Station 2 auf der Lincoln-Lee-Stufe.
Irwin: Stimmt. Der Hang dort war wohl steiler als alles, womit wir es an der Apennin-Front zu tun hatten.
Jones: Bei Ihnen waren es wie viel? Ungefähr 10 Grad, sagten Sie.
Irwin: An der steilsten Stelle (nahe Station 6) hatten wir etwa 15 Grad, glaube ich.
Irwin: Okay, wir fahren mit etwa 5 Klicks. Das Gefälle beträgt 6 bis 7 Grad, schätzungsweise, und wir bewegen uns quer zum Hang.
Scott: Uuuhhiih! Ich muss dort lang nach unten.
Irwin: Ja, wir sollten runter in …
Scott: Ja.
Irwin: … einen Bereich, der weniger steil ist. Mir ist gar nicht aufgefallen, wie weit oben wir waren.
Scott: Oh, Mann, schau mal zurück. Wir sind wirklich dort hochgefahren. (Pause)
Irwin: Okay. Wir fahren jetzt wieder bergab. (Pause)
Scott: Muss hier etwas flacher werden. (Pause)
Dave muss etwas mehr in östlicher Richtung fahren, weil der direkte Weg bergab zu steil ist.
Irwin: Ja, die Reifenspuren sind rechts von uns.
Scott: Ja, wir sind auf dem richtigen Weg.
Irwin: Jetzt fahren wir direkt auf Mons Hadley zu.
Allen: (irrt sich bei der Identifikation) Verstanden, Dave. …
Scott: Was für ein Kontrollpunkt.
Irwin: Ja. (Nicht zu hören, weil Joe Allen spricht.)
Allen: … Könnt ihr eigentlich von dort aus das LMLMLunar Module sehen?
Scott: Ich habe danach gesucht, Joe, als wir oben (bei Station 2) waren. Konnte es aber nicht entdecken.
Allen: Verstanden. Gut möglich. (Pause) Und wenn ihr gleich eure Reifenspuren kreuzt, Dave. Wir würden gern wissen, wie tief sie sind.
Solche Angaben sind wichtige Datenpunkte für die Experimente zur Bodenmechanik. Gleichzeitig erfahren die Ingenieure des LRVLRVLunar Roving Vehicle etwas über die Traktion auf der Mondoberfläche.
Scott: (lachend) Okay.
Irwin: (scherzhaft) Ich hoffe, dass wir sie kreuzen, Joe.
Gegenwärtig befinden sich Dave und Jim westlich der Strecke, die sie vorhin gekommen sind. Allerdings fahren die zwei Astronauten direkt auf den Ostrand von Krater Elbow zu und von dort aus weiter zum LMLMLunar Module in nordnordöstlicher Richtung. Daher werden sie zwangsläufig ihre früher hinterlassenen Spuren kreuzen, bevor Elbow hinter ihnen liegt.
Scott: Festhalten. Uuhh oh oh oh! Festhalten!
Allen: (antwortet auf Jims Scherz) Oh, bitte, ja.
Astronauten: (Beide lachen.)
Scott: Bergab sollte doch einfacher sein, was?
Dave und Jim haben sich gerade um 180 Grad gedreht. Das Heck ist ausgebrochen und ihr Fahrzeug steht mit der Front hangaufwärts.
Irwin: Hätte ich auch gedacht. (Beide lachen.)
Allen: (Ohne zu wissen, warum gelacht wird.) Ab jetzt nur noch bergauf.
Scott: (Nicht zu hören, weil Joe Allen spricht.) oder?
Irwin: (Lachen) Das denkst du vielleicht, Joe. Hier ist ein Berg, den wir mal eben hochfahren müssen.
Um wieder auf den richtigen Weg zu kommen, müssen sie vorwärts ein kleines Stück bergauf und eine Kurve fahren.
Scott: Es geht … Man kann bergab nicht so schnell fahren in dem Ding. Weil die vordere Lenkung gesperrt ist, graben sich die Räder ein, sobald man eine Kurve fahren will, und das Heck kommt rum. Wir haben gerade eine 180°-Drehung hingelegt.
Allen: Ah, Dave. …
Scott: Grundsätzlich hoch (Nicht zu hören, weil Joe Allen spricht.) Skilaufen.
Allen: … Sag Jim, der Schnee an diesem Hang ist zu pulvrig.
Scott: (lachend) Ja. (Pause)
Irwin: Ja. Wir haben gerade mit einem schönen Parallelschwung gestoppt. (Pause) Okay, wir sind unten (in der Mare-Ebene). Hier ist es einigermaßen flach. Gleich kommt eine kleine Steigung (aus der lang gezogenen Senke am Fuß des Berges), und wir sind fast am Südrand von (Krater) Elbow.
Allen: Verstanden.
Scott: (Lachen) Was für eine Fahrt. (Pause)
Allen: Jim, das war vermutlich der erste Stopp mit Parallelschwung …
Scott: Wenn wir erst wieder dort oben sind …
Allen: … der dir jemals gelungen ist.
Scott: … geht es schneller voran.
Irwin: (Lachen) Nicht so vorlaut, heh?
Jones: Erinnern Sie sich noch an den Dreher? In welche Richtung brach das Heck aus?
Scott: Nach rechts, glaube ich. Das weiß ich nicht mehr so genau. Aber ich erinnere mich gut daran, wie schnell es ging. Ich konnte absolut nicht reagieren. Wie gesagt, die Vorderräder gruben sich bei Kurven leicht ein. Wir mussten plötzlich irgendwo ausweichen und schleuderten herum. Bevor uns klar wurde, was los ist, war es auch schon passiert. Darum lachen wir. Tsuuu! Und wir hatten uns gedreht. Wir fuhren ein kleines Stück bergauf, dann eine Kurve und es ging wieder bergab. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Leute in der hinteren Reihe im Kontrollzentrum angespannt auf der Stuhlkante saßen.
Jones: Das Fahrverhalten an sich ist aber stabil gewesen.
Scott: Sehr stabil. Man hatte nie das Gefühl, gleich umzukippen. Darum war so etwas (wie ein Dreher) wirklich erstaunlich: Obwohl das Heck ausbrach – mehr als einmal – und sich das Fahrzeug komplett drehte, dachten wir niemals, dass wir jetzt umkippen. Es schleuderte nur.
Jones: Gene erzählte von der dritten EVAEVAExtravehicular Activity. Die zwei fuhren am Nord-Massiv quer zum Hang. Als in der Situation die Räder an der Bergaufseite begannen, stark zu springen, hatten sie das Gefühl, an die Grenze der Stabilität zu kommen. Haben Sie das auch erlebt?
Scott: Nein. Ist schwer, sich das vorzustellen. Ich denke, der Massenmittelpunkt spielt eine Rolle dabei. Wenn man den kennt und weiß, in welchem Winkel sich das Fahrzeug bewegt, hat man die Differenz von Massenmittelpunkt und Druckmittelpunkt. Dann lässt sich berechnen, welche Kraft nötig ist, damit es umkippt. Aber es hätte wirklich einiges gebraucht, um das zu schaffen, glaube ich.
Jones: Eine starke Schräglage und die Räder hangaufwärts müssten ordentlich springen.
Scott: Und wegen der geringen Schwerkraft ist auch der Drehimpuls nicht besonders groß. Das ist einfache Kinetik, Physik für Anfänger.
Jones: Nehmen wir an, Sie fahren schnell und mit starker Neigung durch einen Krater, der dem Fahrzeug einen heftigen Stoß versetzt.
Scott: Und unsere Kraft ist die Gegenkraft, die vom Fahrzeug ausgeübt und von dessen Masse bestimmt wird. Da sonst keine Kraft nach oben wirkt, muss eins der Räder mit Schwung durch den Krater rollen und einen heftigen Stoß bekommen. Es wäre jedoch schwer, eine ausreichend starke Gegenkraft zu erzeugen, weil sie von der guten Federung in Rädern und Radaufhängungen gedämpft wird. Schwierig, würde ich meinen, aber nicht unmöglich. Interessante Frage. Bei sehr hoher Geschwindigkeit wäre vielleicht genug Energie im System für einen entsprechend starken Impuls, der das Fahrzeug umkippen könnte. Eine schöne kleine Schulaufgabe.
Jones: Ich möchte noch einmal zurückkommen auf Jims Aussage bei :
Gleich kommt eine kleine Steigung, …
Bei Ihrer nächsten Erkundungsfahrt erwähnen Sie eine Art Senke am Fuß der Apennin-Front (). Spricht Jim hier eventuell davon, aus dieser Senke herauszufahren?
Scott: Ja, vermutlich. Denn er sagt
(Siehe auch Niederschrift und Kommentare bei und .)Steigung
. Wir sind bergab gefahren und jetzt geht es bergauf. Außerdem gab es dort noch diese rund um das Hadley‑Landegebiet. Man sieht sie auf den Fotos (mit Teleobjektiv), so etwas hatte keiner erwartet. Als wäre die Ebene abgesunken.
Jones: Über den Daumen, wie tief war die Senke ungefähr?
Scott: Lassen Sie mich kurz nachdenken. Ab hier ging es ständig hoch und runter, all diese Hügel und Mulden. Kaum sahen wir das LMLMLunar Module, war es auch schon hinter dem nächsten Hügel verschwunden. Man müsste es wieder ausrechnen. Wie weit sind wir von der Landefähre entfernt und auf welcher Höhe befinden wir uns? Daraus ergibt sich die Tiefe des Grabens.
Scott: Okay. Jetzt geht es vorwärts.
Irwin: Ja, wir fahren mit 9 Klicks. Du musst nach rechts, Dave, so bald wie möglich.
Scott: Ja. Wir wollen hoch auf diese Kammlinie hier, …
Irwin: Ja.
Scott: … aber auch nicht direkt in Richtung Sonne fahren. Das …
Irwin: Ja. (Pause)
Scott: So, und ab die Post. Ist eigentlich gar nicht so schlimm, in Richtung Sonne zu fahren. Die Geländekonturen zeichnen sich viel deutlicher ab, als wenn man sie im Rücken hat. Dass die Sonne von vorn kommt, stört mich kaum, denn die vorausliegenden Krater sind ziemlich gut zu erkennen.
In Richtung Sonne sind alle Schatten von Steinen und Kratern zu sehen. Man darf nur nicht direkt in die Sonne schauen. Mit der Sonne im Rücken sind nur noch wenige Details zu erkennen, weil das Licht von unzähligen Partikeln stark reflektiert wird, wegen der einheitlich grauen Farbe des Geländes und weil Steine oder Krater ihre eigenen Schatten verdecken.
Scott: Ist dir das aufgefallen hier bei (Krater) Elbow? Sieht aus wie eine kaum noch wahrnehmbare Felsbank an der Südseite.
Irwin: Ja, mein Eindruck war, als hätte der innere Hang mehrere solcher flachen Bänke. hauptsächlich am östlichen Rand.
Scott: Ja.
Irwin: Dem Randwall innen.
Felsbänke können bedeuten, dass bei der Entstehung des Kraters mehrere Schichten mit unterschiedlichen Festigkeiten durchschlagen wurden. Astronauten sahen sie häufig in Kratern, die von einer sehr steinigen Ejektadecke umgeben sind, wobei die Bank den Übergang von der Regolithschicht zum Grundgestein markiert.
Scott: Oh, da liegt ein großer Stein! Eben sind wir über einen vergrabenen, abgerundeten Stein gefahren. Der muss ungefähr 1½ Meter groß gewesen sein, mit … Natürlich vollkommen grau.
Irwin: Da vorn wird es ziemlich rau, Dave.
Scott: Ja, Mann! Kein Scherz. (Pause) Ein Haufen Trümmer. Dort sind ein paar Reifenspuren! Wie findet ihr das?
Irwin: Ja, da sind sie! Hier war schon jemand.
Scott: Hier war schon jemand.
Irwin: Sehr tief sind sie nicht.
Scott: Nein.
Irwin: Ich schätze weniger als einen halben Zoll (1,27 cm). Wenn überhaupt.
Scott: Aber sie sind hier.
Irwin: Sie sind hier.
Allen: Verstanden.
Irwin: Vielleicht findest du einen Weg nach Hause, auf dem es weniger holpert. (Lachen)
Scott: Ich richte mich nach dem NAVNAVNavigation System (LRV)-System, sobald wir das hinter uns haben und aus der Mulde herausgefahren sind. (an Houston) Nebenbei bemerkt, Joe, wir haben keine Hinweise auf einen Schuttstrom, eine Rutschung oder sonst irgendetwas gesehen, das von Hadley Delta heruntergekommen sein könnte. Mir ist keine Veränderung der Körnigkeit aufgefallen und auch nicht die geringste Andeutung einer Stufe. Dir, Jim?
Irwin: Nein. (Nicht zu hören, weil Joe Allen spricht.)
Allen: Verstanden, Dave. Das entspricht exakt der Vorstellung, die wir uns anhand deiner Beschreibung gemacht haben, und es ist mit ein Grund, warum wir Station 3 überspringen. Den vermuteten Schuttstrom vom Hang gibt es dort wohl nicht, zumindest keinen deutlich erkennbaren.
Scott: Ja, okay. Sicher eine gute Entscheidung. Ich denke, wir finden da drüben auch nichts anderes als das, was wir schon haben.
Irwin: Übrigens Dave, ich sehe östlich von uns ein paar sehr flache Anhöhen. Ich denke, dass es eher Hügel sind und keine Krater. Und vermutlich sind sie … In Richtung der Sekundärkraterformation.
Scott: Ja.
Allen: Süd-Formation, Jim, gut möglich. (Pause)
Laut Checkliste (CDR-13/LMP-13) sollten sie sich während der Fahrt zu Station 3 die Strecke der nächsten Erkundungsfahrt ansehen.
Irwin:Die Strecke für unsere nächste Erkundungsfahrt während EVA-2EVAExtravehicular Activity konnten wir sehr gut überblicken, und sie war genauso eben wie unsere Strecke bei EVA-1EVAExtravehicular Activity, vielleicht sogar flacher.
Scott: Okay, Peilung 1︱1 bei (Entfernung) 3,3 Kilometer (LRV-Paneel). Wir werden sehen, wie (Nicht zu hören, weil Joe Allen spricht.)
Allen: Genau richtig.
Scott: Hey, da sind Fußspuren, Jim. Ha! Stell dir mal vor. Hey, siehst du das weiße Material, das ich da drüben freigelegt habe?
Irwin: Ja.
Scott: Mensch, ich wünschte, wir hätten mehr Zeit für Proben.
Irwin: Ich glaube, ich sehe das … Da hinten reflektiert irgendetwas. Ich glaube, es ist das LMLMLunar Module. Das ist es!
Scott: Du siehst etwas glänzen?
Irwin: Siehst du es glänzen, auf 12:00 Uhr? (Pause)
Scott: Ja! Ja.
Irwin: Ja, wir sehen es, Joe.
Scott: Auf jeden Fall. Und wir fahren direkt darauf zu, Peilung ist 1︱1 Grad, abgesehen von den Kurven um die Krater herum. (Pause) Junge, ich kann dir sagen, Joe, auf die Art schafft man längere Strecken wirklich hervorragend. Sehr angenehm und ohne ins Schwitzen zu kommen. Ganz mühelos den Berg hoch. Einfach großartig.
Allen: Ja, Sir. (Pause)
Jones: Aus meiner Sicht brachte Ihnen das Fahrzeug hauptsächlich drei Dinge: Transportkapazität, höhere Geschwindigkeit und Erholungspausen während der Fahrt. Ist meine Liste komplett?
Scott: Richtig. Man sitzt und kann sich etwas erholen. Dadurch verbraucht man weniger Energie, mit anderen Worten, weniger Sauerstoff und so weiter. Wären wir bei einer EVAEVAExtravehicular Activity ohne Fahrzeug ständig auf den Beinen, könnten wir nicht so lange draußen bleiben.
Abbildung 10-3 im Missionsbericht zu Apollo 15 (Apollo 15 Mission Report) zeigt die Herzfrequenzen von Dave und Jim bei EVA-1EVAExtravehicular Activity. Gut zu erkennen ist, wie die Kurven nach unten gehen, wenn beide im Fahrzeug unterwegs sind. Aus den Daten bei Apollo 17 geht hervor, dass die Metabolismusraten von Gene Cernan und Jack Schmitt während der Fahrt nur halb so hoch waren wie bei der geologischen Arbeit.
Scott: Außerdem erhöht das Fahrzeug die Reichweite und es hat eine Fernsehkamera.
Jones: Des Weiteren kann derjenige, der nicht fahren muss, sich umsehen und beschreiben, was er sieht.
Scott: Und man hätte es fernsteuern können. Die Russen haben das gemacht, richtig?
Auch im Kommentar nach finden sich Äußerungen zu diesem Thema.
Jones: Gene erzählte, wie gern er bis hoch auf den Gipfel gefahren wäre und dann jemanden gehabt hätte, der es (ferngesteuert) wieder nach unten fährt.
Scott: Es (eine Fernsteuerung) war vorgesehen, wurde aber aus Budgetgründen gestrichen. Wir sollten das Fahrzeug so zurücklassen, dass es ferngesteuert operieren konnte, nachdem wir gestartet waren. Doch man verzichtete schon relativ zeitig auf diese Funktion, weil sie zu viel Geld kostete. Sehr schade. Denn so hätte das Fahrzeug deutlich länger zur Erforschung eingesetzt werden können. Hier stellt sich wieder die Frage:
Worum ging es zu dem Zeitpunkt im Apollo‑Programm?
Ich glaube, im Wesentlichen darum: Wir haben kein Geld mehr.
Jones: Und das ziemlich am Anfang der Entwicklung dieses Fahrzeugs, die im begann. Das heißt also, im Sommer .
Scott: Ja. Nicht allzu lange vor unserem Flug. Damit sollten Sie sich irgendwann eingehender beschäftigen, denn an der Stelle haben wir wirklich etwas versäumt, im Nachhinein betrachtet. Wir hätten von den Russen lernen müssen, die mit Lunochod sehr erfolgreich waren.
Lunochod 1 landete am im Mare Imbrium und arbeitete ferngesteuert 11 Monate. Das weiterentwickelte Fahrzeug Lunochod 2 landete am im Krater Le Monnier am Ostrand des Mare Serenitatis und arbeitete 4 Monate, ebenfalls ferngesteuert.
Scott: Wenn ich mir ansehe, was mit Lunochod geleistet wurde.
Wow!
Die Jungs im Nebenraum hätten (mit einem ferngesteuerten LRVLRVLunar Roving Vehicle) vermutlich noch den ganzen lunaren Tag lang (Apollo 15 landete am frühen Morgen) den Mond erforschen können. Die Nacht zu überstehen, wäre schwierig geworden. Aber man hätte immerhin eine zusätzliche Woche gehabt. Vielleicht wäre man zu Mons Hadley gefahren. Oder in die Rille hinein, um zu sehen, ob es machbar ist. Die Nord-Gruppe wäre ein schönes Ziel gewesen. Denken Sie nur an die Möglichkeiten mit so einer Fernsehkamera an Bord.
Jones: Mal sehen. Ich glaube, der Batteriestrom sollte für mindestens 100 Kilometer reichen. Davon sind Sie 28 Kilometer gefahren.
Scott: Welche Verschwendung. Natürlich, im Nachhinein weiß man immer alles besser, nicht wahr? Und wer hätte gedacht, dass die Fernsehkamera so hervorragende Bilder sendet? Zum Zeitpunkt, als die Entscheidungen getroffen werden mussten, konnte niemand wissen, was die Kamera leistet. Noch nicht einmal, ob sie überhaupt funktioniert. Und ohne Fernsehkamera bringt auch ein ferngesteuertes Fahrzeug nichts. Aus heutiger Sicht kann man diese Entscheidung vermutlich nur schwer nachvollziehen. Wenn es nach Apollo 15 die Möglichkeit gegeben hätte, das wäre etwas anderes. Dann war allen klar, welche Informationen die Fernsehkamera liefern kann.
Scott: Das Fahrzeug lässt sich einfach bewegen, vollkommen problemlos. Ich muss etwas aufpassen wegen der gesperrten Vorderradlenkung, abgesehen davon reagiert es ziemlich direkt. Ich kann den Steuergriff bis zum Anschlag nach vorn drücken, oder ihn auf irgendeiner Zwischenposition loslassen und meine Hand zum Ausruhen ablegen. Wenn ich nach rechts oder links will, brauche ich den Griff nur ganz leicht zur Seite drücken, bis wir in die gewünschte Richtung fahren. Dann lasse ich los und die Lenkung richtet sich wieder gerade aus. Wirklich gut zu fahren, selbst ohne lenkende Vorderräder.
Allen: Scheint hervorragend zu laufen, Dave. An dem Problem mit der Lenkung vorn arbeiten wir noch. Möglicherweise haben wir sie schneller zurück, als du denkst.
Scott: Okay. Das würde ich natürlich auch gern ausprobieren.
Scott: Beim Fahren mit gleichbleibender Geschwindigkeit legte ich meine Hand ab und konnte zum Lenken den Steuergriff mit Daumen oder Zeigefinger zur Seite drücken. Leicht nach links drücken und wir machten eine Linkskurve. Dann loslassen und die Räder stellten sich automatisch zurück, bis wir wieder geradeaus fuhren. Ich brauchte den Griff nicht ständig festhalten.
Jones: Um die Geschwindigkeit zu regeln, drückte man den Griff entsprechend weit nach vorn. Aber dabei blieb er stehen und ist nicht von selbst zurück in die Ausgangsposition gesprungen.
Scott: Richtig. Der Griff funktionierte ähnlich wie ein Steuergriff im Flugzeug. Damals gab es Flugzeuge mit einem Steuergriff an der Seite anstatt einem Steuerknüppel in der Mitte. Tatsächlich hatten wir eins in Edwards, eine 101. Einige Experimentalflugzeuge wurden mit einem seitlichen Griff gesteuert, der sich aus dem Handgelenk um einen Drehpunkt bewegen ließ. Ein paar von den Jungs in der Abteilung zur Unterstützung der Flugbesatzung (FCSDFCSDFlight Crew Support Division), die unseren Griff entworfen hatten, waren Piloten. Sie verwendeten das Konzept des seitlichen Steuergriffs, oder Teile davon, für unseren Griff. So konnten wir das Fahrzeug steuern wie ein Flugzeug, abgesehen davon, dass wir auf dem Boden fuhren. Wollte man schneller fahren, drückte man den Griff nach vorn, zum Bremsen zog man ihn nach hinten. Und genau wie beim Flugzeug kippte man den Griff nach rechts oder links, um nach rechts oder links zu fahren. Es war also praktisch ein angepasster Steuergriff aus dem Flugzeug.
Das funktionierte wirklich gut. In der Nachbesprechung damals (Apollo 15 Technical Crew Debriefing – ) fragten wir uns: Warum baut man das nicht in Detroit?
Es ist so viel einfacher. Heutzutage gibt es diese Fahrzeuge. Vielleicht haben Sie darüber gelesen. Es gibt Konzeptfahrzeuge ohne Lenkrad, die stattdessen an der Seite einen Steuergriff haben. Und so etwas ist jetzt möglich durch die digitale Fly-by-Wire-Technologie. Man braucht keine Kabelzüge und Rollen mehr, wie in alten Flugzeugen. Unser Fahrzeug war so leicht zu steuern, buchstäblich, ich musste nicht mal den Arm heben, um den Griff zu bewegen. Ich konnte meine Hand in einer Neutralhaltung des Raumanzugs ablegen und brauchte nur ganz leicht zu drücken.
Jones: Und mit dem Handschuh in seiner Ruheposition müssen Sie die Finger nicht gegen den Anzugdruck krümmen.
Scott: Richtig. Großartiges Design.
Jones: Allerdings ähnelten die Steuergriffe in LMLMLunar Module und Kommandomodul einem Pistolengriff. Hier ist es ein T-Griff.
Scott: Dasselbe Prinzip. Vielleicht hätte ich von LMLMLunar Module und Kommandomodul sprechen sollen, weil die Griffe dort von Flugzeugen übernommen wurden. Ursprünglich waren es also Steuergriffe aus Flugzeugen, die man in LMLMLunar Module und Kommandomodul verwendete und schließlich für das Fahrzeug.
Jones: Bei den ersten Entwürfen zum Fahrzeug war es ebenfalls einen Pistolengriff. Ich glaube, John Young schlug vor, dem Griff eine T-Form zu geben. Hatten Sie zu dem Zeitpunkt schon damit zu tun oder kamen Sie und Jim erst später dazu?
Scott: Jeder im Astronautenbüro hat ein paar frühe Entwicklungsstufen gesehen. Etwas Bestimmtes ist mir nicht im Gedächtnis geblieben, aber ich erinnere mich an alle möglichen pistolengriffartigen Formen, die sich vermutlich an den Steuergriffen der Raumschiffe orientierten. Als wir das Fahrzeug bekamen, hatte es bereits den T-Griff.
Laut Aufstellung der Trainingseinheiten für Apollo 15 (Apollo 15 Crew Training Log) trainierten Dave und Jim bis zum mit dem Handwagen (METMETModular(ized) Equipment Transporter). Am fuhren sie zum ersten Mal eine Trainingsversion des Fahrzeugs. Die Bekanntgabe, dass Apollo 15 zur J-Mission mit Fahrzeug aufgerüstet wird, erfolgte am .
Ursprünglich sollten John Young und Charlie Duke das erste LRVLRVLunar Roving Vehicle auf dem Mond fahren. Daher nahmen beide gemeinsam mit Gerald Carr an der Begutachtung eines vorläufigen Konstruktionsentwurfs zum LRVLRVLunar Roving Vehicle teil, die am im Marshall Raumfahrtzentrum (MSFCMSFCMarshall Space Flight Center) stattfand. Charlie erzählt im Journal von Apollo 16 (), dass John Young und er die Änderung des Steuergriffs empfahlen. Ein Memo vom belegt die formelle Zulassung eines Steuergriffs für das LRVLRVLunar Roving Vehicle durch Deke Slayton, wobei zweifellos der T-Griff gemeint ist. Dank an Mike Wright, Historiker am Marshall Raumfahrtzentrum (MSFCMSFCMarshall Space Flight Center), für die Zurverfügungstellung einer digitalen Kopie des Memos.
Irwin: Dort im Osten, Dave, sehe ich einen sehr großen Krater. Das könnte durchaus … Könnte es (Krater) Dune sein? Nein, ist vermutlich zu nah für Dune.
Scott: Ja.
Irwin: Vielleicht ist es (Krater) Fifty Four (bei BG,0/73,9).
Scott: Ja, möglich.
Irwin: Ich glaube, das ist (Krater) Fifty Four.
Scott: Du siehst ihn?!
Irwin: Ja.
Scott: Ausgezeichnet! Ein Vierundfünfziger ist auf dem Mond!
Scott: Ich war im der Militärakademie (in West Point). Danach haben wir diesen Krater benannt. hauptsächlich, um sagen zu können:
Ein Vierundfünfziger ist auf dem Mond.
Allen: Jawohl! (Pause)
Scott: Hey, da liegt ein Stein auf der Oberfl… Hey, schau mal. Siehst du den dort auf der Oberfläche?
Irwin: Ja.
Scott: Ich wette … Würde mich nicht überraschen, wenn er von diesem Krater stammt. Schade, dass wir nicht anhalten können. (an Houston) Da ist ein abgerundeter Stein mit rauer Oberflächenbeschaffenheit, etwa einen halben Meter groß. Er liegt ungefähr 10 Meter entfernt von einem schönen jungen Krater mit vielen kantigen Brocken im Inneren und am Randwall. (Pause) Es gibt hier viele solcher kleinen Krater –
klein
bedeutet unter 1 Meter Durchmesser – sehr rau, jede Menge Trümmer bis hoch zum Rand, ebenso außerhalb direkt neben dem Randwall. Keine nennenswerte Ejektadecke, aber das Kraterinnere … Sieht man einen Krater, einen halben Meter im Durchmesser, dann ist er voll mit kantigen grauen Gesteinsfragmenten, Größe 1 Zoll (2,5 cm) oder weniger, schön gleichmäßig verteilt und gut sortiert. (Pause) Sieht aus, als kommen … Die Trümmer stammen vielleicht von einem unserer Freunde (Krater) Aristillus oder (Krater) Autolycus.
Dave meint, es handelt sich um Sekundärkrater, verursacht von Fragmenten, die bei der Entstehung der Krater Aristillus und/oder Autolycus ausgeworfen wurden. Das Auswurfmaterial wäre mit relativ geringer Geschwindigkeit im Hadley‑Landegebiet eingeschlagen, sodass man durchaus Fragmente dieser Ejekta in den entstandenen Kratern erwarten kann. Daneben sind vermutlich auch Regolithbrekzien zu finden, Oberflächenmaterial, das bei Einschlägen zu gesteinsähnlichen Fragmenten zusammengepresst wurde. Jim beschreibt diesen Prozess bei , während sie kurz anhalten, weil Dave sich vorgeblich um seinen Sitzgurt kümmert und in Wahrheit eine Gesteinsprobe einsammelt.
Scott:Dort gab es Krater in jeder Größe, alle stark erodiert. Dazwischen gelegentlich ein junger Krater, innen fast zu 100 Prozent mit Trümmerstücken bedeckt und auch außerhalb des Randwalls bis etwa ein Viertel des Kraterdurchmessers im Umkreis. Der Bereich war nicht sehr breit.
Irwin:Mit dem Glas in der Mitte?
Scott:Ja. Ich meine den, bei dem wir unterwegs eigentlich Proben nehmen wollten. Wozu es dann aber nicht kam.
Irwin:Wir haben Proben von einem Krater an der (Apennin-)Front, vom Ersten, bei dem wir anhielten (Station 6).
Scott: Und es gibt jede Menge davon, sodass wir später bestimmt etwas einsammeln können. (Pause) Außerdem sehen wir noch ein paar ziemlich flache Krater. Vielleicht, ah, 1 zu 6, würde ich sagen. (Pause)
Mit 1 zu 6
meint Dave, die Kratertiefe beträgt etwa 1/6 des Durchmessers, was auf einen Einschlag mit geringer Geschwindigkeit hindeutet.
Jones: Eine hervorragende, sehr ausführliche geologische Beschreibung. Vermutlich die längste, die ich von irgendjemandem gehört habe, während er fährt. Konnten Sie hier den Weg auch mal kurz aus den Augen lassen, weil das Gelände in dem Streckenabschnitt besonders übersichtlich war?
Scott: Das war eine mehr oder weniger automatisch abgegebene Beschreibung à la Lee Silver. So hat es Lee Silver uns immer und immer wieder eingetrichtert. Als ob man einen Schalter umlegt und es sprudelt hervor. Hier wird nicht viel analysiert. Das ist reine Beobachtung, wie wir es mit ihm sehr häufig trainiert haben. Nicht bei dieser Art von Kratern. Aber genau die Verfahrensweise beim Beschreiben dessen, was man sieht, wurde uns von Lee Silver, Gordon Swann et al. – doch hauptsächlich Silver – beigebracht. Halte dich an das Verfahren, egal was du siehst. Ob es ein steiniger Krater umgeben von einer Ejektadecke ist oder sonst irgendetwas. Mit diesem Skript im Hinterkopf fängt man automatisch an zu kategorisieren hinsichtlich Größe, Tiefe, Eigenschaften, Ejektadecke und so weiter. Da muss man eigentlich nicht viel überlegen.
Jones: Also konnten Sie auf den Weg achten und gleichzeitig das Gelände beschreiben.
Scott: Ja. Ist fast ein Reflex gewesen, den Lee Silver und seine Leute mir antrainiert hatten. Sobald ich einen Krater sah, wurde in meinem Kopf die Speicherbank aktiviert und alles, was ich von ihm in den unzähligen Unterrichtsstunden gelernt habe, war abrufbereit. Je nachdem, was ich sah. Und hier klingt es, als ob der beschriebene Krater fast genauso aussieht wie der, von dem ich später das Foto mache.
Bei fotografiert Dave die Aufnahme AS15-82-11065. Oben rechts im Bild sieht man einen kleineren Krater, der mit Fragmenten übersät ist, vermutlich Regolithbrekzien. Der Krater könnte beim Aufschlag des Gesteinsbrockens entstanden sein, der in der Bildmitte auf der Mondoberfläche liegt.
Jones: Was ich allerdings nicht außer Acht lassen will, die beiden anderen Kommandanten hatten ziemlich mitteilsame LMPsLMPLunar Module Pilot. Über Geologie wurde also intensiv geredet. Aber das hier ist wirklich viel, sogar für Ihre Verhältnisse. Der Reflex spielte gewiss eine Rolle, denke ich. Doch Sie haben auch gerade eine knappe Stunde mit geologischer Arbeit verbracht, das hat Sie an der Stelle sicher ebenfalls noch beeinflusst.
Scott: Obwohl man in dem Abschnitt ganz gut fahren konnte. Man musste den Kratern ausweichen, aber wir sind schon eine Weile unterwegs und ich habe mich inzwischen auf das Fahrzeug eingestellt. Ich komme viel besser zurecht, es funktioniert automatisch, mehr intuitiv. Situation und Fahrzeug sind uns vertrauter.
Scott: Festhalten, Jim. (Pause)
Irwin: Da drüben liegt ein großer flacher Stein, auf 1:00 Uhr.
Scott: Ja.
Irwin: Mehrere große Brocken liegen dort.
Scott: Ja.
Irwin: Ungefähr 5 Fuß (1,5 m) im Durchmesser.
Scott: Stimmt.
Irwin: Sie konzentrieren sich an dieser Stelle, und dann gibt es einen Großen dort unten in der Mulde dieses abgeflachten Kraters.
Scott: Wie liegen wir in der Zeit, Houston? (Pause)
Allen: Einen Moment.
Scott: Ooh, schau dir das … Ooh, oh! Schau dir das an! Das ist … Sieht beinah aus wie Pāhoehoe, nicht?
Irwin: Ja.
Pāhoehoe ist die hawaiische Bezeichnung für dünnflüssige Lava. Nach dem Abkühlen entsteht ein Gestein mit relativ glatter Oberfläche. ʻAʻā bezeichnet eine zähflüssige Brockenlava, welche nach dem Abkühlen sehr schroffe Oberflächen hinterlässt.
Scott: Hast du das gesehen?! Oh, Mann! (Pause) Wie liegen wir in der Zeit, Joe?
Allen: Dave, bei der Ankunft am LMLMLunar Module wird euer Rückstand auf den ursprünglichen Zeitplan betragen.
Scott: Okay.
Allen: Ist jedoch gar kein Problem. Alles bestens.
Scott: Okay.
Allen: Könnte sogar noch besser werden, wenn ihr dort seid.
Scott: Okay, wir werden sehen, wie es läuft. (Pause) Upps. Festhalten, Partner.
Irwin: Ja.
Scott: Ab und zu passiert es, dass eins der lenkenden (hinteren) Räder auf einen Krater trifft und vom Boden abhebt. Wir bekommen dann einen seitlichen Stoß, der das Heck ausbrechen lässt, weil wir nicht gegenlenken können.
Irwin: Dave, hast du schon diese horizontale Bankung bei Mons Hadley erwähnt? Ich sehe sie am Fuß von Hadley – dem Ausläufer, dort an der …
Scott: Oh. Noch nicht.
Irwin: … Nordwestflanke des Berges.
Scott: Diese Linienstrukturen quer über den Hang?
Irwin: Die horizontalen Streifen.
Scott: Ja. Ich sehe zwei oder drei ganz unten am Fuß.
Irwin: Ja.
Scott: Die konnte ich gestern nicht sehen. Das lag alles noch im Schatten.
Irwin: Ja. Joe, wir sehen deutlich eine horizontale Struktur am Ausläufer von Mons Hadley.
Am besten sieht man die Schichten auf AS15-84-11315. Dave macht das Foto mit dem 500mm-Teleobjektiv bei Station 6 am Hang von Hadley Delta (). Die Streifen markieren möglicherweise eine der Mare-Lava, und sie befinden sich nun oberhalb des Talbodens, weil entweder die Mare-Ebene abgesunken ist oder die Berge angehoben wurden. Siehe auch den Kommentar nach im Journal von Apollo 17. Der Abschnitt Das Dunkle Band oberhalb des Fußes von Mons Hadley im Vorläufigen wissenschaftlichen Bericht zu Apollo 15 (Apollo 15 Preliminary Science Report, Seite 5-19) geht ebenfalls darauf ein.
Scott: Uuhhh! Festhalten. (Pause)
Irwin: Direkt am Fuß (des Ausläufers).
Allen: Verstanden.
Scott: Mensch, hier wird es wirklich holprig.
Irwin: Und oberhalb davon – noch einmal, dieser spezielle Aufschluss umfasst vielleicht nur 10 bis 15 Prozent des Ausläufers – aber darüber sind eindeutig Linienstrukturen zu erkennen, die in einem Winkel von etwa 30 Grad nach Westen hin abfallen. Warum halten wir an?
Scott: Ich muss meinen Sitzgurt einhaken.
Allen: Dave, wir warten auf dein Zeichen, wenn ihr weiterfahrt. Das hilft uns beim Berechnen der Geschwindigkeit.
Scott: Ja, tut mir leid, Joe. Aber ohne Gurt bleibe ich nicht ruhig auf dem Sitz und jeder Stoß überträgt sich auf den Steuergriff.
Allen: Ja, Sir. Bitte anschnallen.
Scott: Okay. Jetzt (fahren sie weiter).
Irwin: Immer wenn wir anhalten, Joe, bekommst du von mir Bescheid. (lacht)
Scott: (Lachen) Ich hätte ja etwas gesagt, wollte aber deine vorzügliche Beschreibung nicht unterbrechen. (Pause)
Jones: Das war ein für den Sitzgurt.
Scott: Ja. Ganz kurz.
Jones: Es ging wirklich um den Sitzgurt?
Scott: Ja. Ich wollte gerade etwas dazu sagen und sehe hier, dass ein Dialog entsteht. Mit der Hand am Steuergriff wurde jeder Stoß, den ich durch die Bodenwellen bekam, an den Griff übertragen. Sobald ich mich auf dem Sitz bewegte, bewegte sich meine Hand, das bewegte den Griff und sofort reagierte das Fahrzeug. Fuhren wir über einen Buckel und meine Hand ging deshalb nach rechts, fuhr auch das Fahrzeug nach rechts. Es kommt zu einer Art Pendeln, das irgendwann außer Kontrolle gerät, weil die ständigen Steuereingaben eine Rückkopplung erzeugen. Auch aus diesem Grund war es besser, die Hand möglichst oft vom Griff zu nehmen. Man bewegte ihn dadurch weniger.
Jones: Bevor Sie Station 2 verließen, hat es einige Mühe gekostet, sich anzuschnallen. Also hat sich der Gurt irgendwann während der Fahrt ausgehakt.
Irwin: Schön, dass wir das LMLMLunar Module sehen können.
Scott: Ja. Die Peilung stimmt haargenau.
Irwin: Unser zu Hause. (Pause)
Allen: Okay, Jim, sprich weiter. Deine Beschreibungen sind hervorragend.
Scott: (Nicht zu hören, weil Joe Allen spricht.) (Pause)
Scott: Jims Äußerung hier ist interessant, denn man freute sich tatsächlich, das LMLMLunar Module zu sehen. Niemand hatte sich bis dahin so weit entfernt, dass die Landefähre außer Sicht geriet. Wir machten uns deswegen keine Sorgen. Aber als man sie wieder sehen konnte, kam einem der Gedanke
Schön, bald sind wir zu Hause.
Obwohl noch ein gutes Stück vor uns lag. Es beruhigte einfach. Vor dem Flug wussten wir nicht, ob das Navigationssystem funktioniert und auch nicht, ob wir das LMLMLunar Module überhaupt sehen, weil der Horizont wesentlich näher liegt. Auf der Erde sind es 12 Meilen (19 km) bis zum Horizont, auf dem Mond ist es nur eine halbe Meile (0,8 km). Also gingen wir davon aus, dass die Landefähre dahinter verschwindet. Es wurde viel diskutiert, wie wir zurückfinden. Unter anderem der Hänsel-und-Gretel-Trick, bei dem wir einfach den bereits hinterlassenen Spuren folgen. Dies wäre jedoch für die Erkundungstouren eine extreme Einschränkung gewesen.
Die Entfernung zum Horizont hängt davon ab, wie groß der Himmelskörper ist und in welcher Höhe sich die Augen befinden, auch die lokale Topografie spielt eine Rolle. Bei glatter Oberfläche, z. B. auf einem irdischen Ozean ohne Wellengang, kommt folgende Formel zur Anwendung: . Wobei s für die Entfernung des Horizonts vom Betrachter steht, R für den Radius des Himmelskörpers und h für die Augenhöhe. Sitzt ein Astronaut im LRVLRVLunar Roving Vehicle, befinden sich seine Augen etwa 1,7 Meter über dem Boden, der Mondradius beträgt 1737 Kilometer. Das ergibt eine Entfernung von 2,4 Kilometern zum Horizont, lässt man die Geländeunebenheiten außer Acht. Auf der Erde wäre der Horizont 4,5 Kilometer entfernt. Dave hat bei den Distanzen vielleicht über- bzw. untertrieben, dessen ungeachtet fuhren er und Jim definitiv weit genug, sodass die Landefähre hinter ihrem Horizont verschwand.
Jones: Einige Leute würden vermutlich gern wissen, warum es schön war, das LMLMLunar Module zu sehen. Könnten Sie etwas näher darauf eingehen?
Scott: Natürlich. Es war unsere Basis.
Jones: Das Lager mit Verpflegung? Oder das Transportmittel nach Hause (zur Erde)?
Scott: Gehen Sie ganz weit zurück. Es ist einfach schön, in seine Höhle zurückzukommen, wenn man bei Wind und Wetter draußen in der Wildnis war.
Jones: Ein vertrauter Ort.
Scott: Dort ist man geschützt und kann überleben. Ein ganz natürlicher Instinkt. Der Mensch will schon immer weites Land und eine schützende Höhle. Er muss in seine Höhle zurückkehren. Sechstausend Jahre lang wurde uns eingeprägt:
Das ist meine Höhle. Gut, das ich wieder hier bin.
Obwohl wir sie immer gern verlassen, um draußen unterwegs zu sein. Genauso gern kommen wir nach Hause. Das liegt in unserer Natur. Ohne groß nachzudenken, irgendwo im Stammhirn ist etwas verankert, das sagt: Prima, dort hinten ist meine Höhle. Da will ich jetzt hin.
Das Leben ist nicht sehr angenehm ohne Höhle, richtig?
Irwin: Wir sehen mehrere Krater am Hang von Mons Hadley. Die Größe ist schwer zu schätzen, aber sie scheinen alle mehr oder weniger gleich groß zu sein. Soweit ich es aus dieser Entfernung erkennen kann.
Allen: Verstanden. Ist notiert. (Pause)
Ebenso wie Dave und die Astronauten von Apollo 17 fragte ich auch Jim nach Bergen auf der Erde, die hinsichtlich Größe und Höhe ähnlich beeindruckend sind wie Mons Hadley (4600 m) im Hadley‑Landegebiet oder das Süd-Massiv (2300 m) am Rand des Taurus-Littrow-Tals.
Jones: Kennen Sie auf der Erde einen Ort, der ähnliche Höhenunterschiede aufweisen kann, vergleichbar mit dem, was Sie auf dem Mond gesehen haben? Wie hoch sind die Berge hier (bei Colorado Springs)?
Irwin: Pikes Peak ist etwas über 14.000 (Fuß bzw. 4267 m) hoch.
Jones: Und die Stadt liegt ungefähr auf 6000 (1829 m)? Das wäre dann ein Höhenunterschied von 8000 (2438 m). Bei Mons Hadley sind es …
Irwin: Ich denke 15.000 (4572 m). Er wirkte sehr hoch. Sogar um einiges höher, als auf den Fotos. Warum er uns so viel höher vorkam, als wir dort waren, kann ich nicht sagen.
Jones: Auch der Kilimandscharo erhebt sich auf einer höher liegenden Ebene. Ich muss nachsehen.
Irwin: Der Kilimandscharo ist wie hoch, ungefähr 19.000 (Fuß bzw. 5791 m)?
Jones: Und das umgebende Gelände liegt etwa auf 4000 oder 5000 (1219 bzw. 1524 m)? Also wäre es vergleichbar.
Scott ( in einem Brief): Mons Hadley ist ein RIESIGER Berg. Ich habe Pikes Peak, den Fuji und das Matterhorn gesehen – kein Vergleich. Die Berge auf dem Mond sind einfach überwältigend!
Scott: Oh, vor uns liegt raues Gelände. (lange Pause)
Irwin: Auf dem Rückweg würde ich (Krater) Rhysling gern sehen.
Scott: Ja.
Bei unserem Gespräch sprach Jim über das große Modell des Landegebiets, welches im Training für die Simulation des Landemanövers verwendet wurde. Dann fügte er Folgendes hinzu.
Irwin: Erstaunlicherweise konnte diese Einrichtung umgebaut werden, um eine Fahrt mit dem LRVLRVLunar Roving Vehicle zu simulieren. Man verwendete dasselbe Oberflächenmodell. Wir blieben im LM(-Simulator) und damit während einer EVAEVAExtravehicular Activity. Wir haben die tatsächlich über das Modell des Landgebiets gefahren und eine komplette EVAEVAExtravehicular Activity simuliert. Und ich glaube, das machten wir bei fast allen EVAsEVAExtravehicular Activity. Auf die Art bekamen wir ein Gefühl für Richtungen, Entfernungen, Zeit und auch wo wir die wichtigen Krater finden, zumindest auf der nachgebildeten Oberfläche.
71-H-1175 ist ein Foto vom Training für Apollo 15. Zu sehen sind Dave Scott und Jim Irwin im Fahrsimulator beim Training für eine Erkundungstour. Hinter ihnen sitzt Joe Allen. Die Mondoberfläche wird auf den Bildschirmen vor ihnen dargestellt, indem eine Fernsehkamera in der Trainingsanlage für Landung und Aufstieg (L&AL&ALanding and Ascent Facility) das Modell des Hadley-Landegebiets abfährt. Dabei reagiert die Kamera auf Steuereingaben des LRV-Simulators genauso wie auf Eingaben des LM-Simulators.
Jones: Und hat Ihnen dieses Training etwas gebracht?
Irwin: Ja.
Jones: Ich habe nie davon gehört.
Irwin: Wir dachten uns, wenn wir über das Modell der Oberfläche
können, müssten wir auch in der Lage sein, darauf zu . Also hat man den Simulator entsprechend modifiziert und uns diese Möglichkeit gegeben.
Jones: Sie hatten dabei auch die Berge im Hintergrund?
Irwin: Andeutungsweise, wenn ich mich recht erinnere. Nicht bis hoch zur Kammlinie oder zum Gipfel.
Allen: Ah, Dave, seid ihr inzwischen wieder unterwegs?
Irwin: Ja, wir fahren.
Allen: Okay.
Scott: Wir hatten euch mitgeteilt, dass wir weiterfahren, Joe (). Der Stopp dauerte vielleicht .
Allen: Verstanden. Okay. Danke.
Irwin: Und wir fahren mit 10 Klicks. Der Große da vorn könnte … Nein, wir sind noch nicht nah genug für (Krater) Rhysling.
Scott: Sie dir diesen Felsbrocken hier an, Jim. (Pause) (nicht zu verstehen)
Irwin: Okay, wir durchqueren jetzt entweder einen länglichen Krater oder zwei Krater, die sich berühren – in Ost-West-Richtung. Ein Doppelkrater, und wir fahren auf dem Damm in der Mitte zwischen beiden hindurch.
Scott: Jeder müsste einen Durchmesser von etwa 30 Metern haben. Es gibt keine Trümmer und die Kraterböden sind eben.
Allen: Verstanden, Dave und Jim. Wir haben sie auf der Karte.
Irwin: Hey, großartig!
Bei meldet Jim 1,6 Kilometer Entfernung und Peilung 013 zum LMLMLunar Module. Das entspricht den Koordinaten BL,8/71,8 auf seiner Karte, oder einer Stelle etwas weiter östlich, falls das Navigationssystem immer noch abweicht. Zieht man für den kommenden kurzen Stopp ab und rechnet mit durchschnittlich 10 km/h in Fahrtrichtung 013, dann befinden Sie sich gegenwärtig ungefähr 400 Meter südsüdwestlich bei BK,2/71,4. Auf der Karte sind ganz in der Nähe zwei Krater zu sehen (BK,1/71,7) und die beiden Astronauten könnten durchaus gerade dort sein. In Frage kommen ebenfalls die Krater mit den Koordinaten BK,6/72,0. Da jedoch das Navigationssystem bisher keine Abweichung zeigte, was die Entfernung zum LMLMLunar Module betrifft, scheint die erste Position wahrscheinlicher. Im Nachhinein verwundert es ein wenig, dass Joe hier keine Koordinaten durchgegeben hat.
Scott: Oh, hier liegt blasiger Basalt, Mensch. Oh, Mann! Hey, wie wär’s … Lass uns kurz halten, wir müssen …
Irwin: Okay. Wir halten an.
Scott: Ich muss meinen Sitzgurt in Ordnung bringen.
Allen: Verstanden. Ihr habt angehalten.
Scott: Er hakt sich andauernd aus.
Irwin: Soll ich deinen Gurt halten?
Scott: Eine Minute.
Irwin: Dann kannst du aussteigen. (Pause)
Scott: Wenn ich ihn finde. (Pause) Da ist er. (Pause) Nimm das mal für einen Moment.
Irwin: Okay, hab ihn. (lange Pause)
Ohne Houston etwas zu sagen, ist Dave kurz ausgestiegen, um ein Stück Basalt aufzuheben.
Audiodatei (, MP3-Format, 2,4 MB) Beginnt bei .
Allen: Und fahrt ihr wieder?
Irwin: Nein, wir stehen, Joe. Ich sage dir, wenn es weitergeht.
Allen: Verstanden. (lange Pause)
Irwin: Zu diesen kleinen jungen Kratern, Joe, von denen wir vorhin gesprochen haben. Was immer die Krater verursacht hat, muss auch die Steine erzeugt … oder besser gesagt, das Oberflächenmaterial zu diesem Gestein (Regolithbrekzien) verdichtet haben. Denn wir sehen diese Konzentration von Steinen eigentlich nur rings um die sehr jungen Krater. Und mit
klein
meine ich 1 bis 3 Fuß (30 bis 91 cm) im Durchmesser.
Allen: Verstanden, Jim. Klingt absolut plausibel.
Irwin: Und so entstehen die (Nicht zu hören, weil Joe Allen spricht.) Brekzien.
Jones: Jim spricht hier davon, dass lockeres Material bei Einschlägen in Gestein verwandelt wird. Jack Schmitt nannte so etwas später Instantgestein, was die Geologen aber nicht mochten. Sie wollten, dass man es als Regolithbrekzie bezeichnet. Ich finde Instantgestein besser.
Scott: Viel anschaulicher.
Jones: Und Jim beschreibt es hier sehr schön. Hat man eine dicke Regolithschicht und der Einschlagkörper die richtige Größe und Geschwindigkeit …
Scott: Dann kommt es augenblicklich zur Gesteinsbildung: Instantgestein.
Scott: Okay. Bekomme ich meinen (Sitzgurt) …
Irwin: Ja. (Pause) Hast du ihn?
Scott: Jup. (lange Pause)
Dave hat seine Probe und nimmt wieder Platz im Fahrzeug. Die Aktion dauerte alles in allem rund und , von bis . In dieser Zeit wurde nicht nur der Stein aufgehoben, Dave machte außerdem insgesamt 9 Fotos, AS15-86-11579 bis AS15-86-11587, wobei er seine Greifzange als Gnomon verwendete.
AS15-86-11579 bis AS15-86-11581 sind Vorher-Bilder.
Die Gesteinsprobe ist das Exemplar unmittelbar links neben der Greifzange. Es handelt sich dabei um Probe 15016 (Bailey & Ulrich, Apollo 15 Voice Transcript Pertaining to Geology), ein 0,9 Kilogramm schweres Stück Basalt.
Auf AS15-86-11581 sieht man drei Steinchen mit gleichmäßigem Abstand, sowie ein viertes unterhalb der Linie und näher zur Mitte. Diese Steinchen können auch auf dem Nachher-Bild AS15-86-11582 identifiziert werden.
AS15-86-11583 ist ein Foto zur Ortsbestimmung. Gut zu erkennen sind die Reifenspuren des Fahrzeugs. Und sie sind nicht dunkler, wie man es häufig in der Nähe des LMLMLunar Module sehen kann.
Offensichtlich hatte Dave ein partielles Panorama (zusammengesetztes Bild: Dave Byrne) im Sinn, denn er macht neben AS15-86-11583 vier weitere Aufnahmen: zwei nach rechts, AS15-86-11584 und AS15-86-11585, sowie zwei nach links, AS15-86-11586 und AS15-86-11587.
Erwin D’Hoore verwendete AS15-86-11583 und AS15-86-11584 für ein Rot-Blau-Anaglyphenbild. Es vermittelt einen guten Eindruck vom Gelände, das alles andere als flach ist.
Nach dem Flug entstand im Labor eine Reihe fotografischer Aufnahmen von Probe 15016, darunter mehrere Stereobildpaare. Zwei dieser Bildpaare hat Erwin D’Hoore ebenfalls in Rot-Blau-Anaglyphenversionen konvertiert, Ansicht N und Ansicht B.
Jones: Der letzte Ausschnitt des Dialogs ist wirklich interessant, wenn man weiß, was man hört. Sie wollen anhalten und den Stein aufheben. Das teilen Sie Jim hier mit. Aber gegenüber Houston behaupten Sie, der Sitzgurt hätte sich wieder ausgehakt, um das Ganze zu verschleiern.
Scott: Ja, Jim hat es gleich kapiert. Nach so vielen Jahren Training kennt man den anderen genau. Das war so ein Magic-Johnson-Pass, ohne hinzuschauen.
Earvin Magic Johnson war ein Basketball-Star bei den Los Angeles Lakers, als Dave und ich unser Gespräch über Apollo 15 führten.
Scott: Okay. (Pause)
Irwin: Mist. Ich glaube, die Karte ist mir runtergefallen, Dave. Ja, ist sie.
Scott: Wirklich? Wo ist …
Irwin: Die 1:25(000) für EVA-1.
Scott: Direkt bei dir?
Irwin: Ja.
Scott: Hier, halt meinen Sitzgurt. Hast du ihn? (lange Pause)
Man hört, wie Dave sich beim Aufheben der Karte anstrengt.
Die Karte liegt vermutlich neben dem Fahrzeug. Daher muss Dave mit der Hand auf den Boden, was im Raumanzug sehr mühsam ist.
Jones: Nahmen Sie eine Greifzange oder stützten Sie sich am Fahrzeug ab, um nach unten zu kommen und die Karte aufzuheben?
Scott: Wahrscheinlich habe ich mich einfach irgendwo am Fahrzeug abgestützt. Das ging schneller.
Scott: Da ist sie. (Pause) Ziemlich dreckig.
Irwin: Ja, alle Karten sind so dreckig. Man erkennt kaum noch etwas.
Scott: Ich werde das Ding etwas enger machen.
Irwin: Du machst ihn enger?
Scott: Ja. Er hakt sich andauernd aus. Wir verlieren viel weniger Zeit (nicht zu verstehen). (Pause)
Scott: Okay, halt mal.
Irwin: Vielleicht sollten wir die Sitzgurte tauschen.
Scott: Hier, halte das für mich. (lange Pause) So. Okay. (Pause) Okay, Houston. Jetzt. Wir fahren.
Allen: Verstanden. Ab jetzt wieder unterwegs.
Ich fragte, ob diese Situation mit zur Entwicklung eines speziellen Werkzeugs geführt haben könnte, dem LRVLRVLunar Roving Vehicle-Probensammler (Werkzeugkatalog von Judy Allton, Seite 24). Jack Schmitt benutze das Werkzeug bei Apollo 17, um vom Beifahrersitz aus Proben zu nehmen.
Scott: Ja, ich denke. Das war sogar Thema in der Nachbesprechung (Apollo 15 Technical Crew Debriefing – ).
Mensch, wäre doch großartig, vom Sitz aus etwas aufsammeln zu können. Ohne anhalten und aussteigen zu müssen, mit all dem Drumherum.
So eine kleine Probe fraß einfach zu viel Zeit. Ich bin fast sicher, dass wir nach dem Flug ausführlich darüber diskutierten. Ein Werkzeug wie dieses hätten wir gebrauchen können, wäre uns das nur vorher eingefallen. Eigentlich bin ich überrascht, dass wir nicht darauf gekommen sind. Aber wir trugen keine Anzüge bei den Feldexkursionen und waren somit weit entfernt von der Wirklichkeit, nicht wahr? Wenn wir die 1g-Trainingsversion des Mondfahrzeugs fuhren, trugen wir Anzüge, trainierten dabei aber nicht für die geologische Arbeit. Das Herumlaufen wäre zu anstrengend gewesen. Denkt man heute in Ruhe darüber nach, nun ja, hinterher weiß man immer alles besser. Allerdings kommt einem schon der Gedanke: Natürlich! Ein Werkzeug, um vom Fahrzeug aus Proben einzusammeln.
Das liegt doch nun wirklich nahe, oder? Rückblickend.
Wir wollten uns vergewissern, dass hier tatsächlich die Stelle ist, wo Dave die verheimlichte Gesteinsprobe aufhob. Es dauerte einen Moment, und nachdem wir überzeugt waren, setzte Dave die Geschichte fort.
Scott: Das war der Sitzgurt-Basalt. Er lag da vollkommen für sich, ohne irgendwelche anderen Fragmente im Umkreis. Sehr blasig, tiefschwarz, abgerundet. Man konnte fast meinen, jemand hat ihn dort hingelegt. Als ich den sah, wollte ich ihn haben. Darum hielt ich an, gab die Sitzgurt-Probleme vor und sammelte in Wirklichkeit eine Gesteinsprobe ein. Denn man hätte uns dafür auf keinen Fall anhalten lassen, wir sollten zurück zum LMLMLunar Module. Mir ist klar gewesen, wenn ich gesagt hätte:
Hier liegt ein interessanter Stein. Würde sich lohnen, kurz anzuhalten
, dann wäre die Reaktion gewesen: Fahrt weiter, ihr habt schon jede Menge Gesteinsproben.
Doch an dem konnte ich nicht vorbeifahren, der war einfach etwas Besonderes. Das war eins der außergewöhnlichsten Exemplare, die wir je gesehen haben. Also bin ich kurz raus, steckte den Stein in meine Tasche (höchstwahrscheinlich eine der Beintaschen) und wir fuhren weiter in Richtung LMLMLunar Module. Sie hatten keine Ahnung, bis zu unserer Rückkehr. Wir sprechen übrigens von Probe 15016.
Jones: Hatten Sie hier echte Probleme mit Ihrem Sitzgurt oder war es nur ein Vorwand?
Scott: Es war ein Vorwand.
Jones: Gut gemacht!
Scott: Der Stein ist ein Schlackenbasalt. Wenn Sie jemals einen gesehen haben, er ist extrem blasig, hat viele kleine Hohlräume und keine Kanten. Ein großartiges Exemplar. Als nach dem Flug alles vorbei war, gaben mir die Jungs im Labor eins der Hartschaummodelle, die sie von Probe 15016 angefertigt hatten. Das hier ist die Stelle, wo wir den Stein aufsammelten. Jim blieb sitzen und gab keinen Mucks von sich … Er ließ die Karte fallen. Ich glaube, seine Karte fiel ihm aus der Hand. Aber er sprach solang über die Krater. Es dauerte . Ziemlich viel Zeit, um lediglich einen Sitzgurt in Ordnung zu bringen und eine Karte aufzuheben.
Jones: Sie gaben Jim den Gurt bei und bekamen ihn bei wieder zurück. Das wären , um den Stein aufzuheben und die Fotos zu machen. Haben Sie sich hinten am Fahrzeug die Greifzange geholt?
Scott: Bestimmt. Ich glaube, der einzige Stein, den ich mit der Hand aufhob, war ein großer am Ende. Also holte ich mir vermutlich die Greifzange und bin kurz dort rübergesprungen. Er lag ein Stück weiter weg und war vom Fahrzeug aus nicht zu erreichen. Das wäre die Kehrseite des LRVLRVLunar Roving Vehicle-Probensammlers. Man muss zur gewünschten Probe hinfahren können, was unter Umständen länger dauert, als auszusteigen.
Jones: Vielleicht besucht jemand in hundert Jahren das Hadley‑Landegebiet, der gerade seine Doktorarbeit über diese Erkundungstour schreibt. Dann kann derjenige sehen, wo Sie anhielten, und sich anhand Ihrer Fußspuren ein Bild machen vom Geschehen.
Scott: Interessant bei der Mission ist auch, wie man Dinge gegeneinander abwägen musste. Ab und zu war es nötig. Jim spielte großartig mit. Alle konnten hören, was wir sagten, das beeinflusste natürlich unsere Zusammenarbeit. Jim wusste genau, was ich hier wollte. Unter Umständen hat er die Karte gar nicht fallen lassen. Ich erinnere mich nicht mehr.
Jones: Er sprach davon, wie dreckig sie war. Daher nehme ich stark an, die Karte fiel ihm tatsächlich herunter.
Scott: Ja, wahrscheinlich.
Jones: Ein paar Minuten bevor Sie den Basalt entdeckten, bei , gab es auch ein Problem. Hat sich Ihr Sitzgurt an der Stelle wirklich ausgehakt?
Scott: Ja. Wenn Sie allerdings hier lesen, ich gebe Jim den Gurt und Joe Allen fragt:
Und fahrt ihr wieder?
Jim antwortet: Ich sage dir, wenn es weitergeht.
Dann fängt er eiskalt an, über diese Krater zu reden und lenkt alle ab von dem, was vor sich geht. Hervorragend, Jim. Ich bekam natürlich nichts mit von dem, was er sagte, weil ich mich auf den Stein konzentrierte. Einfach ein großartiges Exemplar. Vollkommen schwarz in dieser ansonsten hellgrauen Umgebung. So etwas hätte jeden begeistert, auf die eine oder andere Art.
Scott:Wir mussten kurz anhalten und meinen Sitzgurt in Ordnung bringen. Dabei fanden wir dieses abgerundete Fragment, einen blasigen Basalt, und hoben es auf. Schon durch die Fenster des LMLMLunar Module, noch bevor wir ausstiegen, konnte ich auf meiner Seite ein großes schwarzes Fragment erkennen. Du hast auf deiner Seite auch eins gesehen. Diese Fragmente waren ungewöhnlich für den Bereich, in dem sie lagen. Wir sahen keine anderen, die ebenso schwarz und auffällig gewesen sind.
Einzelheiten zum schwarzen Fragment vor dem LMLMLunar Module finden sich bei .
In einer E-Mail schrieb Dave , der Sitzgurt-Basalt … sollte eine schöne Überraschung für unsere Lehrer sein.
Das mag in gewissem Sinn zutreffen. Ich denke jedoch nicht, dies war der Hauptgrund für die Geheimhaltung. Vielmehr bin ich überzeugt, Dave wollte nicht von Houston hören, dass er weiterfahren soll. Wie er es bei unserem Gespräch sagte.
Scott: Da ist ein junger Krater direkt voraus, Jim. Ungefähr 10 Meter Durchmesser und mit bis zu 6 Zoll (15 cm) großen Fragmenten rings um den Rand. Die Fragmente bedecken vielleicht 15 bis 20 Prozent des inneren Rands, aber man sieht keine nennenswerte Ejektadecke – was typisch ist für all diese Krater in der Gegend, würde ich sagen. Der hier scheint etwa 1½ Meter tief zu sein. Nein, wir können nicht reinfahren, aber ich wette, es liegt Glas darin.
Irwin: Also, man kann schon fast erkennen, in welchen Kratern Glas liegt …
Scott: Ja.
Irwin: … sobald sie zu sehen sind. Noch bevor man dort ist.
Scott: Stimmt. Kann man.
Scott: Noch eine Bemerkung zum Glas in den Kratern. Weil wir uns mit den Erfahrungen der bisherigen Missionen beschäftigt hatten, achteten wir darauf. Sie werden sich erinnern. Bei Apollo 11 und Apollo 12 war Glas ein echtes Phänomen, weil kein Mensch damit rechnete! Ich erinnere mich jedenfalls gut, als man uns die Steine der beiden Missionen zeigte, damit wir wissen, wie dieses Glas aussieht. Faszinierend. Soweit ich weiß, sprach vor Apollo 11 niemand von Glas in Kratern oder an Steinen. Und ganz plötzlich schien es völlig normal zu sein. Als wir es fanden, überraschte uns das keineswegs. Zu dem Zeitpunkt war Glas keine große Sache mehr. Anders als bei Apollo 11 und Apollo 12, wo es noch etwas Besonderes gewesen ist. Wow! Schau dir das an. Was ist das für Zeug? Glas!
Von einem dieser Krater habe ich später ein Foto gemacht. Ich verfasste auch einen kleinen Aufsatz über Glas auf dem Boden kleiner Krater, den die Leute in Flagstaff (USGSUSGSUnited States Geological Survey-Zentrum für Astrogeologie) von mir wollten. Er wurde in einer geologischen Fachzeitschrift veröffentlicht. Mir fiel auf – wir kommen im Verlauf noch dazu … Sie fragten bereits, ob wir vom Fahrzeug aus fotografierten. Als ich saß, machte ich ein Bild von diesem kleinen Krater, der typisch war für solche kleinen Krater mit Glas auf dem Boden. Tatsächlich unterschied er sich ein wenig, denn man sah nicht allzu weit entfernt das Geschoss liegen, welches den Krater verursacht hatte. Bei vielen konnte man davon nichts mehr sehen. Was vermutlich bedeutet, die Objekte schlugen in steilerem Winkel ein und wurden selbst zu Glas, anstatt abzuprallen und weiterzuspringen.
Jones: Hängt vom Einschlagwinkel ab, der Geschwindigkeit und all diesen Dingen.
Gerald Schaber schreibt : Als Mitglied der Forschergruppe für die geologischen Experimente auf der Mondoberfläche im Apollo‑Programm beim USGSUSGSUnited States Geological Survey in Flagstaff interessierte ich mich sehr für die Kontroverse über die Entstehung von geschmolzenem Glas am Boden vieler kleiner Mondkrater. Dieses Glas wurde zum ersten Mal von Armstrong und Aldrin bei Apollo 11 gefunden. Als Dave und Jim während EVA-1EVAExtravehicular Activity neben einem kleineren, flachen Krater (nur einige Meter Durchmesser) anhielten, sagte Dave, dass er einen kleinen Krater mit Glas im Inneren sieht. Er sprach außerdem von einem faustgroßen, sehr dunklen, mit Glas überzogenem Stein, der neben dem Krater liegt. Aus dem Nebenraum kam die Bitte, ein Foto davon zu machen – wenn ich mich richtig erinnere – allerdings ohne dafür auszusteigen, weil nicht mehr viel Zeit blieb für die Rückkehr zum LMLMLunar Module.
Nach der Mission sah ich dieses Foto und wollte daraufhin ein für alle Mal klären, wodurch solche kleinen, mit Glas bedeckten Krater entstanden sein könnten. Für mich gab es keinen Zweifel, dass höchstwahrscheinlich der faustgroße Stein in der Nähe des Rands den Krater verursachte – als Sekundärkrater, nicht als Primärkrater – wobei er nach dem ersten Einschlag noch einmal abprallte. Ausgehend von dieser Arbeitshypothese berechnete ich die Geschwindigkeit, welche ein Stein dieser Größe mit angenommener Dichte von Basalt haben muss, damit solch ein Krater entsteht. Wie sich herausstellte, ist die benötigte Energie für einen wenige zehn Zentimeter tief in Regolith geschlagenen Krater bei Weitem nicht ausreichend, um das Material durch den Schock aufschmelzen zu lassen und so den Kraterboden mit Glas zu bedecken oder den Stein selbst mit einer Glasschicht zu überziehen.
Die Antwort traf mich wie ein Blitz: Der Stein war ein Sekundärobjekt von einem deutlich größeren Einschlag in der Nähe, bei dem wesentlich mehr Energie freigesetzt wurde. Das geschmolzene Glas haftete bereits am Stein, als er aufschlug und den Sekundärkrater erzeugte, den Dave und Jim fotografierten. Beim Aufschlag lösten sich Teile der Glasschmelze und wurden auf dem Boden des Kraters verteilt. Der Stein prallte noch einmal ab, wobei ein Rest der ursprünglichen Glasschicht haften blieb. Was für eine schöne einfache Erklärung! Rätsel gelöst.
Seit Apollo 11 grassierten jede Menge Theorien dazu, woher das Glas in kleinen Kratern kommt. Unter anderem vermutete man sogar, dass kleine Krater wie eine Art Hohlspiegel die Sonnenstrahlen bündeln und so den feinen Regolith schmelzen lassen. Für mich ist Ockhams Rasiermesser schon immer die beste Leitlinie gewesen, um etwas zu erklären. Die einfache Antwort ist in der Regel die richtige. Hier auf jeden Fall. Ich schrieb als Hauptverfasser den Aufsatz für das wissenschaftliche Fachblatt, den Dave hier erwähnt. Er ging an Dave und Jim als meine Koautoren zur Überarbeitung, die auch erfolgte. Veröffentlicht wurde der Aufsatz im Geological Society of America Bulletin, Band 83, auf den Seiten 1573–1578. Die Autoren sind G.G. Schaber, D.R. Scott sowie J.B. Irwin und seine Überschrift lautet Glas auf dem Boden kleiner Mondkrater: Eine Beobachtung bei Apollo 15 (Glass in the Bottom of Small Lunar Craters: An Observation From Apollo 15). Nach dieser Veröffentlichung habe ich persönlich nichts mehr gehört von Kommentaren oder Diskussionen zur Herkunft geschmolzenen Glases in kleinen Mondkratern. Offensichtlich wurde unsere Erklärung von allen akzeptiert.
Dave und Jim haben sich bei allen drei EVAsEVAExtravehicular Activity als hervorragend bewährt. Dieser kleine Krater mit Glas im Inneren ist ihnen aufgefallen, ebenso wie der Stein, durch den der Krater entstand. Dadurch halfen sie bei der Lösung eines wissenschaftlichen Rätsels, über das man seit Apollo 11 heftige debattierte.
Irwin: Hey, auf dem letzten Abschnitt hatten wir zwischen 10 und 12 Klicks drauf.
Allen: Verstanden, Jim. Sag uns bitte, wie viel Ampere angezeigt werden.
Irwin: (nicht zu verstehen). Soll ich bei einer bestimmten Geschwindigkeit ablesen, Joe?
Allen: Gib uns irgendeine.
Irwin: Okay. Im Augenblick fahren wir mit 10 Klicks und ich lese 10 Ampere. (LRV-Paneel)
Allen: Verstanden. Das passt.
Irwin: Nach wie vor keine Anzeige bei den Motortemperaturen.
Allen: Muss am ruhigen Fahrer liegen! (Pause)
Irwin: Okay, wir sind bei 1,7 (Kilometer Entfernung zum LMLMLunar Module), also ist (Krater) Rhysling … Wir müssten in der Nähe von Rhysling sein.
Scott: Ja.
Bei meldet Jim 1,6 Kilometer Entfernung und Peilung 013 zum LMLMLunar Module. Das entspricht den Koordinaten BL,8/71,8 auf seiner Karte, oder einer Stelle etwas weiter östlich, falls das Navigationssystem immer noch abweicht. In jedem Fall sind sie bereits nördlich von Krater Rhysling. Jim ist sich immer noch nicht bewusst, dass die Landefähre nördlich des geplanten Zielpunkts steht.
Irwin: Wirklich, wir müssten … Rhysling müsste rechts von uns liegen.
Scott: Ja. Da ist ein ziemlich markanter Krater, gleich dort. Aber der ist nicht groß genug.
Irwin: Nein. (Pause) Seid ihr derselben Meinung, Houston? Wir haben 0︱1︱3 (Peilung 13) zum LMLMLunar Module und sind 1,6 (km) entfernt. Wir müssten Rhysling eigentlich sehen können.
Allen: Das denken wir auch, Jim. (Pause) Der Krater hat ungefähr 125 Meter Durchmesser.
Irwin: Okay. Fahren jetzt mit 12 (km/h).
Scott: Mensch, ich sehe ihn einfach nicht, du etwa?
Irwin: Da ist einer auf 2:00 Uhr, der ist ziemlich tief und könnte …
Scott: Der ist tief aber nicht annähernd so groß. Hat nur …
Irwin: Ist nicht so groß, nein.
Scott: … 10, 15 Meter Durchmesser.
Irwin: Wir haben keinen gesehen, der von seiner Größe her Rhysling sein könnte, Joe.
Allen: Okay, Jim, vielleicht liegt er …
Scott: Wir sehen unser gutes LMLMLunar Module.
Allen: … hinter einem der Hügel.
Irwin: Ja, gut möglich.
Scott: Und es gibt hier eine Menge davon. (Pause)
Irwin: Ja. Ab und zu, wenn wir runter in diese … Ich habe irgendwie den Eindruck, Dave, es ist fast wie … Also, wir haben die Senken und dann die Steigungen, und sie verlaufen im Großen und Ganzen quer zur Fahrtrichtung.
Scott: Ja? Jetzt, wo du es sagst, das stimmt. Sieht wirklich so aus, nicht? Wir fahren hoch und runter … (Lachen). Mit welcher Frequenz ungefähr?
Wenn die Senken von alten, abgetragenen, sich überlappenden Kratern stammen würden, wären sie ungleichmäßig verteilt. In dem Fall müssten Dave und Jim auch einige durchfahren, die parallel zur Fahrtrichtung verlaufen.
Scott: Upps. Pass auf. Festhalten. Bei diesem. Und gleich beim Nächsten. (Lachen)
Irwin: Wie lauter kleine Täler, die sich hangaufwärts ziehen, Joe. Und wenn wir ganz unten sind, ist das LMLMLunar Module nicht mehr zu sehen. Wir sehen es erst wieder auf der nächsten Anhöhe. Sehr sanfte Täler.
Scott: Sie sind ungefähr – was würdest du sagen – 60, 70 Meter breit?
Irwin: Ja.
Jones: Jim will damit sagen, es geht oft hoch und runter aber sie fahren so gut wie nie seitlich geneigt.
Scott: Er hat den Eindruck, als ob wir Wellen kreuzen, und ich stimme ihm offensichtlich zu. Schwer zu sagen, in welchen Abständen und wie regelmäßig sie kamen. Es könnte auch nur in diesem Bereich so gewesen sein. Das war ein sehr langperiodisches Auf und Ab, bei dem wir rein körperlich die Steigungen und Gefälle während der Fahrt nicht spürten, weil sie weich ineinander übergingen.
Jones: Hmm. Bei Ihnen sollte es eigentlich weniger erodierte, sich überlappende Krater geben als im Landegebiet von Apollo 14, denn die Oberfläche ist relativ jung.
Scott: Ich würde sagen, bei uns gab es eine Menge Krater, daher das wellige Gelände. Wodurch sonst entsteht so eine ungleichmäßige Oberfläche? Es bläst kein Wind. Es ist auch nicht wie in der Wüste, wo sich gleichmäßige Wellen deutlich im Sand abzeichnen. Das Einzige, was hier die ungleichmäßige Oberfläche erzeugt, sind Einschläge.
Jones: Und viele sind alt genug, dass die Ränder bereits abgetragen sind. Dann lassen all die überlappenden Krater diese Hügellandschaft entstehen.
Scott: Einschläge auf Einschläge auf Einschläge. Das Gärtnern. Dieser Prozess gestaltet die Landschaft. Aber so wie Jim sich an der Stelle äußert – und ich war seiner Meinung – scheint es dort etwas regelmäßiger zu sein, indem die Wellen quer zur Fahrtrichtung verlaufen. Was könnte der Grund sein? Ich weiß nicht, welcher Prozess dafür verantwortlich ist.
Jones: Ich kann mir nur eins vorstellen, eine ungewöhnliche Anordnung von Überlappungen bei alten Kratern. Sie durchqueren einen Bereich, in dem es ziemlich gleichmäßige Abstände zwischen den Rändern quer zur Fahrtrichtung gibt. Aber wie wahrscheinlich ist ein derartiges Gelände?
Scott: Es könnte Material sein, das bei der Entstehung eines großen Kraters ausgeworfen wurde. Möglicherweise ganze Schichten, die sich dann in Haufen radial verteilten. Wir spekulieren, doch aufgrund der Bemerkung … Vielleicht wurde bei der Entstehung von Krater Pluton der Mare-Untergrund in Schichten ausgehoben, und als das Material dort landete, formte sich diese Struktur. Anschließend sorgte das Gärtnern für eine Regolithschicht, die alles bedeckt, ohne die beim Ausheben von Pluton umgekehrten Schichten völlig verschwinden zu lassen.
Jones: Oder irgendein sekundäres Phänomen, das eine gewisse Richtung aufweist: Eine Reihe Sekundärkrater, in die Sie hineinfahren, die nicht ganz in Nord-Süd-Richtung verläuft. Viele interessante Möglichkeiten. Wir überlassen die Klärung der nächsten Gruppe, die zur Hadley‑Rille fliegt.
Scott: Jim beobachtet sehr gut. Er sitzt neben mir und sieht das LMLMLunar Module. Ich sehe auf die Straße und achte nicht auf das LMLMLunar Module … Straße? Er schaut in die Ferne und sieht, wie das LMLMLunar Module ständig auftaucht und verschwindet.
Jones: Außerdem kann er zur Seite schauen, ob irgendwelche Krater den Bereich eingrenzen. Wären dort welche gewesen, hätte er sie erwähnt.
David Woods merkt an: Eine sehr interessante Diskussion. Dave und Jim hatten bei diesem sanften Auf und Ab das Gefühl, als ob sie über lang gestreckte Anhöhen fahren. Ich frage mich, ob diese Wahrnehmung nicht vielleicht mit der Natur des menschlichen Gehirns zusammenhängt, gewisse Muster in einer an sich chaotischen Landschaft zu erkennen.
Mich würde interessieren, ob sie diese Beobachtung auch gemacht hätten, wären sie in eine andere Richtung gefahren. Ich halte es für wahrscheinlich. Falls man das Gelände dort auf die Frequenz der Abstände hin analysiert, käme dann heraus, dass der Anteil von 60-bis-70-Meter-Zwischenräumen in einer Richtung größer ist als in einer anderen? Ich denke, die räumliche Verteilung solcher Hügel und Anhöhen ist in allen Richtungen mehr oder weniger gleich. Das Gehirn stellt sich auf Abstände ein, mit denen unser Verstand am besten zurechtkommt. Ein ähnlicher Effekt tritt auf, wenn man Weißes Rauschen durch einen Schmalbandresonanzfilter wiedergibt und im Chaos plötzlich einen bestimmten Ton hört.
Irwin: Und das Gelände von Osten her … in Richtung Osten haben wir insgesamt ansteigendes Gelände. Etwa, ah, 2 oder 3 Prozent. Sieht du das auch, Dave?
Scott: Ja, hoch zu …
Irwin: Bis zum Fuß des Apennin.
Scott: Ja.
Irwin: Ein allmählicher …
Scott: (Nicht zu verstehen, weil Jim Irwin spricht.) Bis hoch zu den Swann-Bergen.
Irwin: Ja. Wenn wir morgen bei EVA-2EVAExtravehicular Activity losfahren, geht es zuerst nur bergauf und auf dem Rückweg vermutlich die ganze Zeit bergab.
Für EVA-2EVAExtravehicular Activity ist eine Strecke geplant, die nach Süden zum Fuß von Hadley Delta führt, dann etwas bergauf und weiter am Hang entlang in Richtung Osten. Man möchte Krater finden, bei denen die obere Schicht bis zum Grundgestein des Massivs durchschlagen wurde. Der entferntere Teil dieser Erkundungstour ist auf der Streckenführungskarte für EVA-1EVAExtravehicular Activity u. EVA-2EVAExtravehicular Activity (Teil C) dargestellt.
Scott: Sehr schön. Upps! Der hat mich überrascht. Mensch, das Ding hat wirklich eine tolle Federung. (Lachen)
Irwin: Wir haben sicher eine fantastische Aussicht zurück zum LMLMLunar Module, wenn wir bei EVA-2EVAExtravehicular Activity ganz hinten ankommen. (lange Pause)
Jim meint die geplante Station 5 bei AU,7/87,0 am westlichen Rand von Krater Front.
Irwin: Und von einer Ebene (siehe 104:42:36) in dem Sinn kann man hier eigentlich nicht sprechen. Mein Eindruck ist vielmehr, wir befinden uns am Fuß eines sehr sanft ansteigenden Talus.
Scott: Ja, stimmt. Wir sind nicht auf einer flachen Ebene. Anscheinend haben wir ein Gefälle, ausgehend von den Swann-Bergen dort bis in die Rille. Und kurz vor der Rille gibt es einen weiteren leichten Knick nach unten zur Kante. Der Bereich nach dem leichten Knick ist vielleicht 50, 60 Meter breit, dann geht es steil in die Rille hinein. Sieht nicht so aus, als wären wir in einer Senke … Obwohl, auf der linken Seite, Jim, sehe ich eine Steigung in Richtung Rille.
Irwin: Unmittelbar vor der Rille könnte eine Steigung sein.
Scott: Ja. Eine Steigung zur Rille. Aber du hast auf jeden Fall recht. Das Gelände, auf dem wir fahren, hat ein Gefälle nach links.
Auf der Erde können Schwerkraft und fließendes Wasser einen Talus erzeugen, der sich vom Fuß des Berges mit verhältnismäßig geringem Gefälle über viele Kilometer erstreckt. Solche Tali sind im Westen der USA wegen der spärlichen Vegetation gut zu sehen, z. B. in der Gegend von Albuquerque oder Las Vegas. Auf dem Mond sorgt die Schwerkraft dafür, dass bei Einschlägen am Berg mehr Auswurfmaterial hangabwärts befördert wird als hangaufwärts. Ebenso verteilen Einschläge am Fuß des Berges das Material immer weiter nach außen, wodurch die Schutthalde breiter und ihr Gefälle flacher wird. Was Jim beobachtete, legt Folgendes nahe. Als die Lava im Hadley‑Landegebiet vor etwa 3,3 Milliarden abkühlte, konnte am Fuß von Mons Hadley und den Swann-Bergen ein Talus entstehen, der sich seitdem nach außen verbreitert. Der Schutt hat inzwischen die Stelle erreicht, wo das LMLMLunar Module steht, aber offensichtlich noch nicht die Rille. Abbildung 10.22 im Lunar Sourcebook ist ein Querschnitt durch das Landegebiet von Apollo 15 sowie Mons Hadley Delta und veranschaulicht die Situation.
Irwin: Mensch, dieser Eindruck ist sogar noch stärker, wenn man direkt nach Osten schaut, in Richtung Sonne.
Scott: Ja, stimmt.
Irwin: (lachend) Ich kann gar nicht glauben, dass wir über diese Berge gekommen sind.
Scott: Sind wir.
Irwin: Ein schönes kleines Tal.
Scott: (lachend) Ja, über ziemlich große Berge sind wir da geflogen, nicht?
Jones: Haben Sie irgendeinen Vergleich, damit man sich die Größe dieser Berge vorstellen kann? Ich meine, Sie stehen dort unten in der Ebene und plötzlich ragen direkt vor Ihnen diese Berge auf! Der Gipfel von Mons Hadley liegt 4500 Meter höher (3500 Meter zum Gipfel von Mons Hadley Delta).
Scott: 15.000 Fuß (4572 m) über der Ebene. Höher als der Mount Everest vom Basislager aus, sagte mal jemand zu mir. Wir hatten uns mit diesen Bergen beschäftigt und deshalb eine ungefähre Vorstellung von der Höhe. Uns ist klar gewesen, sie sind riesig. Jim und ich waren öfter in den Bergen, um Ski zu fahren. Daher können wir uns vor dem inneren Auge ein ganz gutes Bild machen … Aber sie sind einfach so hoch, man schaut hin und sagt sich nur noch: Wow!
Von dort aus, wo wir stehen, schaut man geradeaus nach oben. Ich meine wirklich weit nach oben. Diese Berge sind sehr, sehr groß.
Und alle rund. Es gibt keine scharfen Zacken, das fand ich bemerkenswert. Sieht man sich alte Science‑Fiction‑Filme oder -Illustrationen an, haben alle Berge auf dem Mond scharfe Zacken. Doch so ist es nicht. Allerdings hat man scharf umrissene Schatten. Daher vermute ich, wenn Leute früher durch ihr Teleskop den Mond betrachteten, sahen sie diese scharf umrissenen Schatten auf der Oberfläche und interpretierten es als scharf gezackte Berge. In Wirklichkeit sind sie ziemlich abgerundet. Sehr abgerundet. Das ist für mich der erstaunlichste Unterschied zu den Bergen hier auf der Erde. In den Rockies gibt es keine abgerundeten Gipfel, alle spitz mit scharfen Kanten. Ebenso die Alpen, nur scharfe Felskanten. Auf dem Mond sind alle Berge sehr abgerundet und sehr groß. Um auf Ihre Frage zurückzukommen, ich weiß nicht, womit sich die Größe vergleichen lässt, weil …
Jones: Grant (Heiken) und Dave (Vaniman) haben zur Illustration den Fuji in eine der Landschaften auf dem Mond gesetzt (Abbildung 2.2 im Lunar Sourcebook). Sind Sie jemals in der Nähe des Fuji gewesen?
Scott: Ja. Ich hatte mal ein Mittagessen am Fuß des Fuji.
Jones: Dieser Berg erhebt sich ebenfalls über einer Ebene. Natürlich ist er kegelförmig und schwer zu vergleichen mit diesen gigantischen runden Elefantenrücken …
Scott: Ein Vergleich der jeweiligen Hangneigung bei Fuji (≈25 Grad) und Hadley (≈30 Grad) wäre interessant, denn ich glaube, Hadley ist steiler. Bin aber nicht sicher. Auch die grundverschiedenen Sichtverhältnisse auf dem Mond, wegen der fehlenden Atmosphäre, spielen selbstverständlich eine Rolle. Das schafft zusätzlich eine völlig andere Situation – die bis jetzt keiner so richtig erklärt hat, und ich weiß ebenfalls nicht, wie man das beschreiben soll. Doch auf der Erde sieht man die Berge ganz anders als auf dem Mond, wo es keinen Dunst gibt.
Jones: Auf der Fahrt von zu Hause hier runter nach Santa Fe in den letzten Wochen ist mir nördlich von Pojoaque ein Haufen Felsen aufgefallen. Kommt man außerhalb von Santa Fe die Berge herunter, sieht er aus wie das Rückgrat eines Dinosauriers. Ein ziemlich beeindruckender Anblick, besonders im entsprechenden Licht, wenn die Schatten richtig fallen. Als Di und ich an einem anderen Tag daran vorbeifuhren, schneite es. Auf einmal war die Tiefenwahrnehmung durch die Atmosphäre viel stärker und der Schleier dichter als sonst. Dadurch erschienen die Felsen viel größer als an klaren Tagen, an denen auch mehr Details zu erkennen sind. Dieser Eindruck passt zu den – was war es – meistens unterschätzten Entfernungen auf dem Mond, weil wir gewohnt sind, dass Dinge mit zunehmender Entfernung undeutlicher werden.
Scott: Bäume helfen, da viele mehr oder weniger die gleiche Größe haben (was einen Maßstab für die Schätzung von Distanz und Höhe sein kann). Nach der Mission stand ich auf Gipfeln und habe mich gefragt: Woher weiß ich, wie hoch ich hier bin?
Woran erkenne ich, wie groß diese Berge sind (im Verhältnis zu anderen, ohne bewusst darüber nachzudenken)? Die Bäume gaben mir einen Anhaltspunkt. Oberhalb der Baumgrenze ist es schwieriger. Aber es lässt sich immer noch ganz gut einschätzen, denn wir wandern seit 6000 Jahren auf der Erde umher und noch nicht so lange auf dem Mond.
Jemand müsste mal versuchen, die Differenz zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit auf irgendeine Weise zu quantifizieren. Und ich kann Ihnen versichern, es gibt einen Unterschied. Dort hat man absolut klare Sicht, alles ist deutlich zu erkennen und auf eine ganz eigene Art viel ausgeprägter. Der Horizont ist schwarz, nicht blau. Kein Dunstschleier vor den Gipfeln. Alles gestochen scharf, selbst ein abgerundeter Bergrücken grenzt sich (schnippt mit den Fingern) übergangslos vom Himmel ab. Man sieht hoch zum Gipfel und augenblicklich wird es schwarz. Eine völlig andere Aussicht. Auf der Erde gehen die Berge langsam in das Blau des Himmels über. Selbst bei schneebedeckten Gipfeln verschwindet das Weiß im hellen Blau. Auf dem Mond hat man den grauen Berg und dann wird es plötzlich schwarz. Vollkommen anders. Große Berge. Das wollten wir vermutlich ausdrücken bei diesem Anblick, ohne viel darüber nachgedacht zu haben, bis Jim darauf hinwies. Man sieht rüber und sagt: Ja, wirklich sehr große Berge.
Was auch immer groß
bedeutet, sie sind groß.
Jones: Ihre Flugbahn war so angelegt …
Scott: Ja, wir flogen über die Berge … Wie wir beim Landeanflug sagten, aus dem Fenster sahen wir sie kurz. Bereits vom Orbit aus wirkten sie groß … Wir machten uns keine Sorgen, dass wir in den Bergen landen könnten, denn unsere Flugbahn war mit gutem Abstand berechnet. Da hätte schon ein Riesenproblem auftauchen müssen … trotzdem.
Jones: Sie überwachten Ihren Kurs, indem Sie die tatsächliche mit der geplanten Position verglichen.
Scott: Das stimmt, grundsätzlich. Aber wir hätten zu weit vorn runterkommen und auf die Berge treffen können. Stellen Sie sich vor, Apollo 11 wäre 4 Kilometer weiter vorn gelandet. Ich weiß nicht, wo wir in den Bergen abgeblieben wären.
Jones: Im Hadley‑Landegebiet bedeuten 4 Kilometer sehr viel. Im Mare Tranquillitatis weniger. Das kann man bestimmt sagen.
David Woods möchte diesem Gespräch etwas hinzufügen: Die Gegend hier in Schottland (ebenso wie in Irland, woher ich und meine Verwandtschaft stammen) ist relativ bergig. Man sieht Berge in mittlerer und großer Entfernung praktisch überall, egal wo man lebt.
Als ich meinen Onkel auf seiner Farm in Lanarkshire besuchte, hörte ich ihn eines Tages vor sich hin murmeln, dass es bald regnen würde, denn die Berge scheinen so nah zu sein! Dieses schlicht auf Erfahrung beruhende Wissen meines Onkels beschäftigte mich und ich kam zu folgender Erklärung.
Bei einem Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln bewegen sich feuchte, viel Staub enthaltende Luftmassen eher träge. Sie kommen von Osten – mit dem angesammelten Schmutz aus Europa – und die Berge werden vom Dunst verschleiert. Daher erscheinen sie weiter entfernt und größer.
Den Regen bringen uns die Kaltfronten der Tiefdruckgebiete über dem Atlantik. Diese schnell vorankommenden Luftmassen sind nach der Überquerung des Ozeans deutlich sauberer. Wenn also die Berge dank der klaren Luft, besser zu sehen sind, näher und somit kleiner erscheinen, ist ziemlich sicher eine Regenfront auf dem Weg.
Zu der Zeit (vor etwa 18 Jahren) musste ich im Zusammenhang mit diesem Phänomen sofort daran denken, was Neil Armstrong nach seinem Flug über die Wahrnehmung von Distanzen auf dem Mond sagte. Unsere Anpassung an die Verhältnisse hier auf der Erde bewirkt offensichtlich, dass wir die Klarheit einer Aussicht mit Entfernung in Verbindung bringen. Malt man ein Aquarell, ist es der älteste Trick der Welt, die Farbe zu verdünnen oder aufzuhellen, um weit entfernte Dinge darzustellen.
Scott: Hier haben wir einen schönen, stark abgetragenen Krater, ca. 70 Meter Durchmesser. Am Rand gibt es einen deutlichen 15-Meter-Krater, der von Trümmern umgeben ist. Aber ich kann keine nennenswerte Ejektadecke erkennen, auch keine Radialstreifen. (Pause) Das LMLMLunar Module sehen wir im Augenblick nicht. (Pause) Und wir fahren mit ungefähr 12 Klicks. (lange Pause) Mal sehen, (Peilung zum LMLMLunar Module) 0︱1︱8 Grad bei 0,7 (km Entfernung). Also müsste das Ziel hinter der nächsten Anhöhe auftauchen. (Pause) (LRV-Paneel)
Scott: Ich glaube, dass ich hier auf der Oberfläche Linienstrukturen erkenne, die so in etwa, ah … nordwestlich/südöstlich verlaufen, Jim. Hast du auch das Gefühl? Gordons Linienstrukturen? (gemeint ist Gordon Swann) (Pause) Sieh dir mal die Oberfläche in dem Bereich an, und wenn du dann daran denkst, nach unten schaust … (Pause)
Irwin: Ich bin nicht überzeugt, Dave.
Scott: Nicht überzeugt, heh?
Dave meint Linienstrukturen oder Rillen auf der Mondoberfläche, die andere Besatzungen auch gesehen haben, ebenfalls häufig mit einer nordwestlich-südöstlichen Orientierung.
Jones: Wissen Sie noch, was
Gordons Linienstrukturen
waren?
Scott: Ich erinnere mich dunkel, wie wir über Linienstrukturen redeten, weil sie vor uns schon anderen aufgefallen sind. Gordon (Swann) sprach während einer Felderxkursion ausführlich darüber, glaube ich, und bat uns:
Achtet auf Linienstrukturen.
Alle Leute, mit denen wir arbeiteten, hatten selbstverständlich ihren eigenen Forschungsschwerpunkt. Darum diese vielen kleinen Stückchen.
Irwin: Da, direkt vor uns, dort sehe ich Linienstrukturen die parallel verlaufen zu unserer …
Scott: Ja?
Irwin: … Fahrtrichtung.
Scott: Stimmt. Ich sehe sie auch. Woohhohh!
Irwin: Ooohhh!
Scott: Festhalten!
Irwin: Oh, Mann! (beide lachen) Da ist das LMLMLunar Module.
Scott: Ja. (an Houston) Wir sind eben diese Steigung hochgefahren, Joe. Und als wir oben ankamen, lag plötzlich ein (lachend) riesengroßer Krater vor uns mitten auf dem Weg. Wir konnten gerade noch ausweichen.
Allen: Erst eine Schrecksekunde, dann die schöne Aussicht.
Scott: (Lachen) Ja, Mann. (Pause) Aber so läuft es hier eben!
Allen: Glaube ich. (Pause)
Zwischen Daves Woohhohh!
und Jims Oh, Mann!
liegen .
Jones: Nun, bei 10 bis 12 km/h legt man in der Zeit 8 bis 9 Meter zurück, ohne zu bremsen. Das ist einigermaßen schnell.
Scott: Vor allem, wenn man es nicht kommen sieht.
Jones: Also mussten Sie bremsen und eine Kurve fahren. Das Fahrzeug hatte einen relativ kurzen Bremsweg, denke ich.
Scott: Eigentlich nicht. Man hat keine besonders starke Bodenhaftung. Die Haftung reicht zum Fahren, ohne dass die Räder durchdrehen. Doch soweit ich mich erinnere, ist Bremsen weniger … Man konnte leicht eine Kurve fahren, aber ich glaube nicht, dass ich großartig auf die Bremse getreten bin, denn es war nur schwer zu stoppen. Das Fahrzeug hatte einfach zu viel Schwung. Zwei Leute und noch das Gewicht der Ladung. Das erzeugt einen sehr großen Impuls.
Im Missionsbericht zu Apollo 15 (Apollo 15 Mission Report, Seite 9-17 f.) sagen Dave und Jim: Abrupte oder starke Richtungswechsel führten bei Geschwindigkeiten über 5 km/h generell zu seitlichem Rutschen und Schleudern. Gleichzeitig verringerte sich die Bremswirkung. … Ab etwa 10 km/h reagierte das Fahrzeug kaum noch auf Lenkbewegungen, sodass für Kurvenfahrten die Geschwindigkeit reduziert werden musste. Einem Hindernis auszuweichen gelang am besten, wenn man vor dem Einlenken auf unter 5 km/h verlangsamte.
Scott: Mann, Joe, ich wünschte, wir könnten anhalten und ein paar Hundert von diesen Steinen einsammeln. Es gibt so viele hier. Dort sitzt ein kleiner auf einem Sockel am Kraterrand. Ein glatter grauer Stein, abgerundet, auf einer Art Sockel. Genau am Rand eines Kraters, und es ist das einzige Fragment bei diesem Krater. (Pause)
Bei Krater Spur werden Dave und Jim einen ursprünglichen Anorthosit finden, Genesis Rock (Probe 15415), der ebenfalls auf einem Sockel sitzt.
Jones: Bevor ich das Tonband wieder einschalten konnte, sagten Sie:
Es schien so einfach zu sein.
Scott: Alles lief so gut …
Jones: Sie beide fuhren dort entlang und Joe …
Scott: Wir fuhren die Strecke ab, sammelten Proben und machten unsere Arbeit. Und Joe Allen ist Mr. Ausgeglichen. Absolut koordiniert, kein Aussetzer, keine Schnitzer, niemand musste laut werden und es gab nur selten Missverständnisse. Aber was ich eigentlich sagen will, es dauerte mehrere Jahre, in denen Tausende Menschen dafür arbeiteten, an diesen Punkt zu kommen. Ich bezweifle, dass heute noch viele dort beschäftigt sind, die das erlebt haben, und wer dabei war, erinnert sich vielleicht nicht mehr sehr deutlich. Deswegen ist unser Rückblick hier so wichtig. (Als Beispiel) Wir sprachen vorhin kurz über die Linienstrukturen (), jemand anderes hat sich allerdings lange und intensiv damit beschäftigt. Wer das Ganze später betrachtet, muss verstehen, dass wir all dies nicht über Nacht geschafft haben.
Jones: Kleine Gruppen kümmerten sich um ihre jeweiligen Bereiche und alle Ergebnisse wurden zusammengeführt. Sie und Jim erarbeiteten die Vorgehensweisen mit Joe, ein paar Leuten aus dem Nebenraum und einem Flugleiter hinter dem Hügel … Soviel ich weiß, ist Ihr Flugleiter, Gerry Griffin, auch ein- oder zweimal bei Feldexkursionen dabei gewesen.
Scott: Wir überzeugten schließlich die Flugleiter, mit uns gemeinsam an Feldexkursionen teilzunehmen. Sie sollten unsere Arbeit beobachten, um später während der Mission ein besseres Verständnis dafür zu haben, was wir tun und warum wir es tun. Damit sie auch den wissenschaftlichen Teil mit seinen Herausforderungen verstehen und nicht alles nur vom operativen/technischen Standpunkt aus betrachten. Gerry Griffin kam als Erster, weil er unser Flugleiter war und ich ihn sehr gut kannte. Dann folgten andere. Als wir gegen Ende eine Trainingseinheit in den Coso Hills absolvierten, kam auch Rocco Petrone und brachte die halbe Welt mit. Nachdem sie gesehen hatten, was bei diesen Feldexkursionen passierte, sagten alle: Wow! Ganz hervorragend! Die Jungs haben wirklich hart gearbeitet!
Wir hatten alle Geologen dabei, Lee Silver, Gordon Swann und Jim Head. So konnte die gesamte Führungsriege sehen, wie wir lernen und uns auf die Mission vorbereiten. Denn bei den Feldexkursionen gab es einen kompletten Durchlauf. Zuerst erstellten wir anhand von Fotos die Karten und planten unsere Strecke. Dann unternahmen wir entsprechend unserer Planung die Erkundungstour. Am Ende folgte eine Nachbesprechung und wir bekamen die kritische Beurteilung von unseren Dozenten. So lernten wir. Ich denke, das einmal gesehen zu haben, half den Verantwortlichen, einige Probleme besser zu verstehen. Dadurch konnten sie besser nachvollziehen, warum etwas auf eine bestimmte Weise gemacht wurde und was gut daran war, es auf diese Art zu tun. Auch die Abstimmung von Wissenschaft, Technik und Vorgehensweisen aufeinander, das jeweilige Für und Wider hinsichtlich der Ressourcen wurde klarer.
Heute gibt es das nicht mehr. Diese beiden Kulturen sind wieder getrennt. Auf einer Seite die Wissenschaftler, auf der anderen die Ingenieure. Meiner Meinung nach, selbstredend, weil sie bisher keine Möglichkeit hatten, auf diesem Niveau zusammenzuarbeiten. (Lachen) Wie Basketballspieler sagen: Wir spielen auf einer anderen Stufe.
Nun, wir waren auf einer anderen Stufe (mit den J-Missionen). Schon ziemlich lange hat keiner mehr auf diesem Niveau gearbeitet und vermutlich wird es schwierig, diesen Grad der Zusammenarbeit wieder zu erreichen. Bei uns funktionierte die Kooperation von Durchführungsverantwortlichen, Technikern und Wissenschaftlern ausgezeichnet. Ich meine, es wurden gute Kompromisse gefunden, die Leute trafen gute Entscheidungen und waren äußerst fähig. Heutzutage sieht es fast ein bisschen zu einfach aus. Im Fernsehen wird einem der Eindruck vermittelt, als wäre alles ganz einfach gewesen. Einfach war mit Sicherheit gar nichts. Es war sehr viel Arbeit für sehr viele Menschen, um an diesen Punkt zu kommen.
Jones: Man hatte alles gründlich durchdacht. So konnten sich die Leute überlegen, wie die Verspätung am besten wieder aufgeholt werden kann, mit der Sie beim LMLMLunar Module in Richtung Krater Elbow aufgebrochen sind. Die Frage lautete:
Was ändern wir im Ablauf der EVAEVAExtravehicular Activity, um den Rückstand auszugleichen, aber trotzdem unsere wesentlichen Ziele zu erreichen?
Dann wurde entschieden, Sie bleiben kurz bei Elbow, konzentrieren sich auf St. George (Station 2), arbeiten dort fünf der sieben Punkte Ihrer Prioritätenliste ab und fahren anschließend geradewegs zurück, um das ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package aufzubauen.
Scott: An solchen Entscheidungen wirkten auch Leute mit, die für den technischen Ablauf zuständig waren und zum Beispiel unsere Sauerstoffversorgung durch das PLSSPLSSPortable Life Support System überwachten. Sie hatten bei der Abwägung ebenfalls etwas zu sagen. Wenn also jemand fragte:
Stoppen wir bei Station 3?
, dann spielten die Reserven bei Wasser und Sauerstoff gewiss eine Rolle. Und unsere Reserven könnten sogar der ausschlaggebende Grund gewesen sein, diese Station zu überspringen. Ich weiß es nicht mehr. Alle mussten daran beteiligt sein. Deshalb unternahmen wir unsere Feldexkursionen und führten auch die integrierten Simulationen durch, in der Vorbereitung. Manchmal kam es dabei zu Problemen während der wissenschaftlichen Arbeit. Dann saß die komplette Mannschaft zusammen. Auf die Art haben wir es gemacht. Deshalb sah die ganze Sache so einfach aus.
Jones: Ich komme immer wieder auf Amundsen und seine ausgezeichnete Vorbereitung zurück. Den Winter vor der Expedition zum Pol verbrachte er damit, ständig die Ausrüstung zu überprüfen, immer und immer wieder. Trainingstouren wurden unternommen. Außerdem hatte er natürlich viele Jahre Erfahrungen in der Arktis gesammelt, wo ihm die Inuit zeigten, welche Methoden und Hilfsmittel in diesen Gegenden am besten funktionieren. Am Ende sah es aus, als wäre alles ganz einfach gewesen! Der andere Scott (Robert Falcon Scott) wurde zum tragischen Helden, weil er alle möglichen Probleme bekam! Es gibt ein Theaterstück über die Scott-Expedition mit dem Titel Terra Nova, wie der Name von Scotts Schiff. Das Stück ist gut geschrieben. Die Handlung beginnt einige Tage, bevor die fünf Männer aufbrechen, behandelt den Marsch zum Südpol und endet, wenn die letzten Expeditionsteilnehmer nur wenige Kilometer vor einem rettenden Versorgungsdepot umkommen. Ab und zu erscheint Amundsen in dem Stück, wie eine Art Geist der vergangenen Weihnacht. Leider wird es nicht oft aufgeführt. Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, ich kann es nur empfehlen.
Scott: Interessant. Ich habe viel gelesen, als ich in der Antarktis war. Bevor ich dort hinfuhr, las ich eine Menge darüber, der Stoff ist faszinierend. Bis dahin interessierte mich das Thema nicht allzu sehr. Doch als ich die Chance bekam, die Antarktis zu besuchen, grub ich Bücher und was noch alles aus, das man finden konnte. Äußerst spannende Geschichten. Das waren richtig zähe Burschen. Amundsen bereitete sich wahrscheinlich mindestens ebenso gewissenhaft vor wie wir, relativ betrachtet. Denn zu der Zeit hat sich keiner wirklich gründlich vorbereitet.
Scott: (Lachen) Hey, da ist unser Falcon!
Allen: Dave, das erinnert mich …
Scott: Steht dort in dieser Mulde.
Allen: … an ein antikes Wegzeichen!
Irwin: Der Falcon … (hört Joe Allen)
Scott: (antwortet Joe Allen) Ja. (Lachen) Hey, siehst du das … Würdest du sagen, dass die Albedo sich – Upps! – an der Stelle verändert hat, wo wir gelandet sind?
Irwin: Auf jeden Fall. Der Bereich ist viel heller.
Scott: Auf jeden Fall.
Jack Schmitt vermutet als Ursache für die höhere Albedo in der Nähe des LMLMLunar Module, dass bei der Landung die kleinsten Teilchen auf der Mondoberfläche vom Triebwerk weggeblasen werden. Somit erhöht sich in dem Bereich der Anteil größerer Partikel, welche mehr Sonnenlicht reflektieren. Was auch immer der Grund ist, Fotos aus dem Orbit zeigen jedenfalls deutlich eine Aufhellung in der Umgebung des LMLMLunar Module. Wenn dort hin und her laufende Astronauten oder Fahrzeugreifen die obere Schicht aufwühlen, erscheinen diese Spuren dunkler. Vermutlich, weil dadurch das ursprüngliche Verhältnis der Partikelgrößen und die normale Reflexionsfähigkeit des Bodens wiederhergestellt werden. Auf Bildern wie AS15-86-11583, die in größerer Entfernung zum LMLMLunar Module aufgenommen wurden, sind Reifenspuren nicht dunkler. Dagegen sind auf Bildern von der Umgebung des LMLMLunar Module, z. B. AS15-86-11602, erkennbar dunklere Spuren zu sehen. Dave hat beide Fotos ungefähr in dieselbe Richtung aufgenommen, daher ist auch der Winkel zur Sonne fast gleich. Dass der aufgewühlte Boden in der Nähe der Landefähre dunkler erscheint, sieht man bei AS15-86-11602 am besten in den Bereichen links hinter Jim.
Irwin: Könnte das vielleicht (Krater) Index sein, dort rechts, Dave?
Scott: Ja, aha.
Irwin: Ja.
Tatsächlich sehen sie Krater Last.
Scott: Nich besonders markant, oder?
Irwin: Wenn das Index ist, wäre unsere Position … Ich würde sagen, wir stehen dann etwas östlich …
Scott: Ja.
Irwin: … unserer geplanten …
Scott: Ich glaube, sie haben unsere …
Irwin: … Landestelle.
Scott: … Ich glaube, sie haben unsere Position ziemlich genau bestimmt.
Irwin: Ist nah dran, sieht aber so aus, als steht es etwas weiter südlich.
Scott: Ja. Hey, Joe, unser NAVNAVNavigation System (LRV)-System beginnt jetzt zu wandern. Angezeigt werden Entfernung 0,2 (km) und Peilung 34, aber Fahrtrichtung 0︱1︱5 zum LMLMLunar Module, das fast genau vor uns steht. Trotzdem denke ich, die Navigation hat sehr gut funktioniert. (Pause)
Offensichtlich ändert sich die angezeigte Peilung und die Abweichungen im System werden größer, je näher sie kommen.
Scott: Hey, anscheinend bin ich fast in einem Krater gelandet, Jim. Schau dir den da rechts (östlich) an.
Irwin: Ja.
Scott: Wenn ich nur noch ein paar …
Irwin: Ja. Ich hab ihn auf der Karte.
Scott: Wirklich?
Irwin: Sieht aus wie der gleich westlich … (korrigiert sich) nordwestlich von (Krater) Index.
Scott: Ja. (Pause) Okay. Wieder zurück und parken wollen wir … (liest vermutlich seine Checkliste [CDR-15]) quer zur Sonne in Richtung der (LMLMLunar Module-)Seite mit dem ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package.
Laut seiner Checkliste auf Seite CDR-15 soll Dave das Fahrzeug mit der Front nach Südosten und gegenüber der SEQSEQScientific Equipment (Bay)-Ladebucht parken. Die Ladebucht befindet sich in Quadrant 2, dem südöstlichen Teil der Landestufe. Abbildung 3.1-5 im Ablaufplan für die Arbeit auf der Mondoberfläche bei Apollo 15 (Apollo 15 Final Lunar Surface Procedures) illustriert die Situation. Die zwei Vorgaben in der Checkliste widersprechen sich offenbar, da die Fahrzeugfront bei einer Ausrichtung nach Südosten von der Ladebucht weg zeigt. Tatsächlich parkt Dave südöstlich der Ladebucht in Richtung Nordwesten. Das wissen wir, weil Jim bei die Fahrzeugausrichtung 315 angibt, was genau Nordwesten entspricht. Außerdem hat Dave bei Probleme, die Hochgewinnantenne (HGAHGAHigh-Gain Antenna) auf die Erde zu richten, weil ihn das grelle Sonnenlicht blendet. Um durch die Peiloptik sehen zu können, muss er vor dem Fahrzeug stehen und blickt beinah direkt in die Sonne, wenn die Front nach Nordwesten zeigt. Wäre das Fahrzeug mehr nach Norden oder Nordosten ausgerichtet, könnte man in Houston ebenso gut verfolgen, wie das ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package ausgeladen wird, und Dave hätte weniger Schwierigkeiten mit der Antenne. Am ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package-Standort ist vorgesehen, das Fahrzeug nach Norden ausgerichtet zu parken (CDR-17).
Scott: Okay, ich fahre einen Bogen. Ja, ich bin hier direkt auf einer kleinen Kante gelandet, heh? Kein Wunder.
Irwin: Genau auf dem Nordwestrand dieses Kraters.
Scott: Ja. (Pause) Ja. Ich habe gehofft … Ich denke, ich habe den großen Krater gesehen und gehofft, wenn ich eine Vorwärtsgeschwindigkeit von ungefähr 1 Fuß/Sekunde (1,1 km/h) bis zum Schluss halte, lässt sich so etwas vermeiden. (Pause) Joe, wir sind übrigens wieder zurück beim LMLMLunar Module.
Allen: Okay, Dave, freut uns zu hören. Danke. (Pause)
Scott: Ich parke ein paar Schritte entfernt, Jim.
Irwin: Hier liegen eine Menge Glasfragmente herum.
Scott: Ja.
Irwin: Mehr als ich sonst irgendwo … Ja. Wenn das dort (Krater) Index ist und das hier der Krater nordwestlich von Index, Mensch, dann stehen wir bei …
Scott: Jup. Du weißt Bescheid?
Irwin: Dann stehen wir tatsächlich bei Position D. Mal sehen, das wäre 7︱5︱5 und Baker Queen (BQ,0/75,5).
In Wirklichkeit stehen sie bei BS,4/73,3, etwa 800 Meter nordnordwestlich der Stelle, die Jim gerade vermutet.
Scott: Ja, jetzt sehe ich auch, warum ich den für (Krater) Saljut gehalten habe. Weil Index derartig schwach ausgeprägt ist, und dann gibt es nördlich von Saljut noch einen anderen Krater, bei dem ich die Landestelle vermutet hätte. Okay, wir haben geparkt.
Allen: Okay, Dave und Jim …
Scott: Ich steige aus.
Allen: … Ihr seid mit Sicherheit nah dran und wir können die Einzelheiten auch später klären. Dave, könntest du beim Einschalten der Fernsehübertragung bitte noch einmal die Kamerakabel kontrollieren? Wir denken, dass wieder etwas festhängt. Und wir möchten von euch beiden eine Überprüfung der EMUEMUExtravehicular Mobility Unit, bitte.
Scott: Okay, Jim. Würdest du das alles machen?
Irwin: Okay, ich lese die Anzeigen am Fahrzeug: 3︱1︱5 · 0︱5︱9 · 1︱0︱3 · 0︱0︱1 · 1︱0︱0 · 1︱0︱7 · 9︱5 und 9︱5, und die Motortemperaturen sind beide am unteren Limit.
Allen: Verstanden. Und dieses
untere Limit
ist in Ordnung.
Die Zahlen stehen für folgende LRV-Anzeigen:
So nah beim LMLMLunar Module ist die Peilung gegenstandslos. Der sehr geringe Wert für die Entfernung bedeutet, bei den Rädern gab es insgesamt kaum Schlupf, andernfalls wäre die Abweichung vom Nullpunkt größer. Jim ist in seiner Checkliste auf LMP-15.
Geplant war, das Fahrzeug gegenüber der SEQSEQScientific Equipment (Bay)-Ladebucht mit der Front in Richtung Südosten zu parken. So steht es in Daves Checkliste auf CDR-15. Tatsächlich parkt er das Fahrzeug mit der Front nach Nordwesten.
Jeroen Wackers merkt an, dass 18 Amperestunden Batteriestrom verbraucht wurden, seit Dave den Stand bei durchgab, noch vor der Erkundungstour. Daraus ergibt sich ein Verbrauch von 1,74 Ah/km. Dieser Verbrauch ist wesentlich geringer als die angenommenen 3,67 Ah/km und scheint im ersten Moment fragwürdig. Allerdings ermittelt Wackers im Folgenden mit 1,60 Ah/km für EVA-2EVAExtravehicular Activity sowie 1,76 Ah/km für EVA-3EVAExtravehicular Activity ähnliche Werte. Weitere Informationen finden sich im Kommentar nach .
Scott: Und, Joe, meine EMUEMUExtravehicular Mobility Unit-Warnanzeigen … (ermahnend) Vorsicht, Jim, pass auf. Mach langsam, Babe. (lange Pause) (ernst) Okay, immer schön langsam, ja? Lass mich deine Kamera ansehen. (Pause) Hol zuerst die Bürste raus. Man braucht die Grazie einer Ballerina, um von dem Ding runterzukommen. (Pause) Nimm die Bürste für deine RCURCURemote Control Unit.
Jones: Klingt für mich, als wäre Jim beim Aussteigen hingefallen.
Scott: Ich bin nicht sicher. Vielleicht hat er das Fahrzeug heftig angerempelt. Es wiegt kaum etwas.
Jones: Dass er gefallen ist, vermute ich, weil Sie von der Bürste sprechen und sich seine Kamera ansehen wollen.
Scott: Möglich ist es.
Allen: Okay, und während ihr den Staub abbürstet, Dave, wir brauchen eine PLSSPLSSPortable Life Support System-Überprüfung.
Scott: Ja. Verstanden. Ich habe … Die Warnanzeigen sind leer, ich habe 40 Prozent (Sauerstoff) und (Anzugdruck ist) 3,85 psi (0,265 bar). (Druckmesser/RCU-Ansicht)
Allen: Hört sich gut an.
Scott: Dreh dich um, Jim, damit ich …
Irwin: Okay. Bei mir … Der (Anzug-)Druck bei mir ist 3︱8︱5 (3,85 psi/0,265 bar), die Warnanzeigen sind leer und ich habe 45 Prozent (Sauerstoff). (Druckmesser/RCU-Ansicht)
Allen: Okay. (Pause)
Scott: Lass mich deine Kamera kontrollieren. Wenn du nachher die Bilder machst, soll kein … (Pause) Alles in Ordnung. (lange Pause)
Irwin:Etwas möchte ich noch sagen, Dave. Als wir zum LMLMLunar Module zurückfuhren, um das ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package auszuladen, war ich ziemlich durstig und hatte Hunger. Bevor wir ankamen, wollte ich aus dem Trinkbeutel einen Schluck Wasser nehmen, bekam aber nichts heraus. Doch ich konnte den Nahrungsriegel essen. Ich denke, das hat mich beim Aufstellen des ALSEPALSEPApollo Lunar Surface Experiments Package fit gehalten. Es war ein ordentlicher Energieschub. Danach fühlte ich mich hervorragend.
Scott:Ein wichtiger Punkt. Ich habe auf der Rückfahrt zum LMLMLunar Module ebenfalls etwas gegessen und getrunken. Bei mir funktionierte es gut. Ich nahm ein paar Schluck Wasser, die mich sehr erfrischten, und aß den halben Nahrungsriegel. Das half durchaus. Wenn ich darüber nachdenke, die Ursache für meine (späteren) Probleme war, dass alles nur mit Velcro am Helmring befestigt wurde. Während der zweiten EVAEVAExtravehicular Activity löste sich der Streifen und ich kam nicht mehr an das Trinkröhrchen heran, weil es unter meinem Kinn festhing. Druckknöpfe oder eine andere sichere Befestigungsmethode an der Stelle wären meiner Meinung nach besser. Kannst du sagen, warum du nicht an dein Trinkröhrchen herangekommen bist?
Irwin:Ich bin herangekommen. Ich bekam nur kein Wasser heraus. Aus irgendeinem Grund ging es nicht und ich konnte das Problem nicht lösen.
Scott:Was ich auf jeden Fall sagen will, dieser Trinkbeutel ist äußerst nützlich. So ein Schluck Wasser erfrischt wirklich. Falls man richtig Durst bekommt, könnte man sich einfach hinstellen und ihn komplett austrinken, wenn alles funktioniert. Er war leicht im Anzug zu befestigen und der Anzug ließ sich auch mit einem gefüllten Beutel gut anziehen. Der Nahrungsriegel störte dabei ebenfalls nicht.
Aus dem Missionsbericht zu Apollo 15 (Apollo 15 Mission Report), Abschnitt 14.5.5 Probleme beim Benutzen der Trinkvorrichtung im Anzug:
… Nach jedem Außenbordeinsatz wurde die Trinkvorrichtung aus dem Anzug genommen und vollständig leer getrunken, was bestätigt, dass die Zuführung über das Trinkröhrchen funktionierte. Offenbar spielte die Position des Röhrchens im Anzug eine entscheidende Rolle.
Tests auf der Erde mit Personen im Raumanzug haben gezeigt, die gegenwärtige Ausrüstung ermöglicht eine optimale Konfiguration. Deutlich wurde ebenfalls, dass eine gewisse Erfahrung nötig ist, um das Trinkröhrchen richtig auszurichten. Daher wird zukünftig im Training intensiver darauf eingegangen, die Vorrichtung für den individuellen Gebrauch zu positionieren.
Die Behandlung dieses Problems ist abgeschlossen.
Welche Änderungen bei Ausrüstung und/oder im Training auch immer vorgenommen wurden, alle Astronauten von Apollo 16 und Apollo 17 konnten trinken, wenn sie wollten. Manchmal sogar, obwohl sie es nicht wollten, wie im Fall von Charlie Duke. Die einzige Ausnahme ist John Young, der während seiner ersten EVAEVAExtravehicular Activity nicht an das Trinkröhrchen herankam.
Der Ausschnitt von 71-HC-724 zeigt das Trinkröhrchen an Jims Helmverschlussring. Die Aufnahme entstand beim Training für Apollo 15.
Dave bezweifelt in einem Brief die Relevanz der Tatsache, dass Trinkbeutel und -röhrchen außerhalb des Anzugs funktionierten: Nimmt man den Beutel heraus, ist die Position des Röhrchens anders, als wenn man im Anzug etwas trinken möchte. Möglicherweise verursachte bei Jim die Anzugisolierung ein Problem, indem irgendetwas gequetscht oder geknickt wurde. Sind wir damit jemals in der Vakuumkammer gewesen? Falls nicht, hätten wir es tun sollen. Andererseits war die Zeit vermutlich zu knapp, um jede Kleinigkeit in so aufwendigen Simulationen zu testen.